Hallo!
micro79 hat geschrieben:Was auf jeden Fall noch passiert ist neue Kühlerrippen, Lenkrad, Elektrik neu, Bremsen überprüfen, neue Reifen und dann sehen das er zugelassen wird.
Jetzt geht natürlich der Glaubenskrieg los, wie der Bulldog herzurichten sei. Das ist ja jedes Mal auf's Neue so. Macht's einfach wie ihr es möchtet, aber macht euch das vorher
in Ruhe klar. Ich habe mich schon im Nachhinein über einige Dinge geärgert, die meinen Bulldogs zum vermeintlichen Originalzustand zurück verhelfen sollten. Leider ist nicht alles wieder rückgängig zu machen.
Ich bin ja (mittlerweile) der Meinung, ein alter Bulldog sollte ein über die Zeit "gereiftes" Objekt sein. Da ist es doch schön, wenn er mit seinen Details etwas zu seiner Geschichte verraten kann. Deshalb rätseln wir auch alle hier bei diesem schönen Exemplar mit. Immerhin wissen wir jetzt, da die Seriennummer gefunden ist, dass es sich um einen D 7006 aus Kriegsproduktion handelt. Leider fehlt mir die Datenbasis um zu sagen ob er nun 1944 oder gar (falls da überhaupt noch was fertig wurde) 1945 gebaut wurde. Vielleicht kann das jemand einkreisen?
Dann wurde er vom Reingas- zum Glühkopfmotor "zurückgebaut" (obwohl er ja mit Holzgasanlage ausgeliefert wurde). Er hat einen anderen Zylinder bekommen, einen andern Zylinderkopf, etc. pp.. Alle Änderungen haben sicher einmal einen Grund gehabt, der Bulldog hat ein bewegtes "Leben" hinter sich.
Es ging hier im Forum ja erst kürzlich d'rum, was nicht original und in der DDR "umgefummelt" bzw. vom "Original weit entfernt" sei:
Was für ein Lanz steht hier vor?Ich bin der Meinung erst das "Gefummel" macht den Bulldog zu einem "Original". Natürlich gefällt auch mir der "DDR-Auspuff" von der Ästhetik nicht. Und natürlich sieht die Lichtmaschine auf dem Wasserkasten (genauso wie die Kotflügel, der Fahrersitz, etc.) vom Design her "gewöhnungsbedürftig aus. Ich kann nachvollziehen, dass man das ändern möchte, aber das nimmt der Maschine auch etwas. Wie hat Jörg in dem o.g. Beitrag geschrieben:
Lanzi67 hat geschrieben:Ob umgefummelt oder nicht, was zusätzlich angebaut wurde kann man auch wieder zurückbauen.
Das ist richtig, aber:
Lanzi67 hat geschrieben:Dass die Slepper in der ehemaligen DDR so umgebaut wurden hatte auch seinen Grund, das hat keiner aus langer Weile gemacht sondern die Leute welche das Glück hatten privat einen Traktor zu besitzen mußten sich etwas einfallen lassen um ihn vernünftig am laufen zu halten.
So war das, alle anderen Maschinen (z.B. in der BRD) mussten viel viel Glück haben, um nicht verschrottet zu werden.
Ich habe gerade am Wochenende gehört, dass jemand seinen (originalen) 12er herichten und alle Altersspuren beseitigen lässt. Inklusiver Verschleifen und Verspachteln aller über die Zeit "gewachsener" tiefer Rostnarben, etc.. Sieht sicher super aus hinterher, wie geschleckt und glatter als jeder Peda. Es wäre sicher das ausgeschlagene und defekte "Original" interessanter gewesen - selbst ohne technische Restauration. Man kann sich auch die Zigarre mit 'nem Hunderter anbrennen, soll jeder machen wie er will.
Beulen, Macken, Rostnarben, etc. Das macht doch einen alten Bulldog aus. Ja, das hat "Geschichte". Wir schreiben uns doch alle auf die Fahnen wir wollten "historisches Kulturgut erhalten" - dabei wollen die meisten wohl eher spazieren

. Was, wenn nicht so ein Bulldog, ist historisches Kulturgut? Mit dem selbstauferlegten Anspruch der meisten (eingetragenen und gemeinnützigen) Vereine müsste genau das unterstützt werden - und nicht die ganzen Hochglanzlackierer, die Angst habe, sie könnten sich Ihren Lack auf dem Acker versauen. Eigentlich braucht es für einen ordentlichen Bulldog einen Pflug - und keinen Schnellgang.
Warum ich das alles erzähle: Was ist an dem Lenkrad so verkehrt? Das kam halt irgendwann mal dran. So wie auch der neue Zylinderkopf u.v.m.. Wo zieht man die Linie beim Rückbau zum "Original". Das ist doch vor allem bei einem Holzgas-Rückbau eine interessante Fragestellung. Je nach dem wie weit man das betreibt, hat man irgendwann wieder eine Reingasmaschine dastehen. Der "Rück-Rückbau" vom Holzgas-Rückbau- zum Holzgasmotor hat ja gerade Konjunktur. Man möchte ja was besonderes haben. Dabei hat man immer etwas besonderes, jeder Bulldog hat eine Geschichte zu erzählen, bis sie unter Spachtelmasse, Lack und meistens viel Blech und Hutmuttern zugekleistert wird...
Es ist doch immer wieder erstaunlich, welche Wege eine so alte Maschine gegangen ist, um um den Hochofen herumzukommen und was dabei so alles umgebaut wurde. Man sollte sich mehr mit der individuellen Geschichte seines Bulldogs auseinander setzen, statt den Bulldog in irgendeinen vermeintlichen Originalzustand zu versetzen. Das kann auf jeden Fall sehr interessant sein, das macht für mich gerade auch die Faszination an den
Umbaubulldogs aus.
Viele Grüße
Philipp