von Marcel Füten » 18.08.2021, 10:22
Bulldogs anhand von Bildern zu identifizieren ist nicht immer leicht und ohne Kenntnis der Vorgeschichte woher das Fahrzeug stammt nicht einfacher. Aber anhand einiger Faktoren kann man zumindest grob eingrenzen was das mal für ein Bulldog war bzw. ist. Ich möchte hier die Fakten zuerst berücksichtigen:
1. hoher Kühleraufbau mit gewölbtem Steigrohr = eindeutig HR8 Baureihe also D95xx oder D15xx
2. kein Benzintank = deutet auf Ackermaschine hin also Grundtyp D9500 oder D1500
3. Kraftstofffiltergehäuse mit Deckel und 3 Flügelschrauben deutet auf Bj. nach 1945 kann aber nachgerüstet oder einer der ersten damit sein denn diese Gehäuseform ist oft bei den Baujahren 1947 bis ca. 1950 zu sehen.
4. alte Bauform des Riemenschutzes weist deutlich auf Bj. vor 1948 hin
5. keine Lima Halterung am Getriebe = Merkmal für die Grundtypen D9500 / D1500 Ackermaschine
6. keine Kühlerlamellen zur Regulierung = Hinweis auf nackte D9500/D1500 Ausführung
Man weiß natürlich nicht was in den letzten 70 Jahren am Bulldog geändert, ausgetauscht, ergänzt oder entfernt wurde. So wie er auf den Bildern zu sehen ist wurde er jedenfalls nicht ab Werk geliefert, da sind zu viele Teile aus unterschiedlichen Baujahren kombiniert. Dies sind auf den ersten Blick:
1. Kupplungsabdeckung mit abnehmbaren Deckel + Anwurfscheibe = diese Kombi gabs erst nach 1950
2. Einzelradbremse = habe ich kein genaues Baujahr zu aber auch erst nach 1950 im Programm und vor allem für Exportmaschinen vorgesehen
3. stark gekröpfte Lampenstange (wenn original): = auch erst nach 1950 ein optionales Teil für bestimmte Länder
4. Auspuffkegelform = Version ab 1948/49 mit dem rausnehmbaren Funkensieb
5. Fahrersitz = späte Bauform die erst nach dem "Kastensitz" verfügbar war, ich denke also nach 1951
6. Pumpendeckel / Hebel Kombination passt nicht zusammen, Deckel ist für Bj. vor 1940 typisch, der Hebel ist nicht passend zum Deckel.
Ich schätze mal das dass ursprünglich ein D9500/D1500 gewesen sein muss, der nicht für den innerdeutschen Markt gedacht war. Es wurden 1944 reine Glühkopfbulldogs wenn überhaupt nur für den Export in die durch die Wehrmacht besetzten Gebiete gebaut oder für die Wehrmacht selbst. Da die Wehrmacht kaum Verwendung für die 3 Gang Bulldogs hatte sind diese eher an die kooperierenden Verbände oder an die Zivilverwaltungen in den besetzten Ländern gegangen um dort die nötigsten Arbeiten zu verrichten. Norman Poschwatta hat dies schon mehrfach gut erläutert und auch jede Menge Bildmaterial dazu veröffentlicht. Wenn diese Bulldogs den Krieg "überlebt" haben sind sie danach, je nach Land wo sie gelandet sind, entweder bis zur letzten Stunde aufgebraucht worden oder aber, wie vielleicht bei dieser Maschine hier, später mit verfügbaren Teilen umgebaut worden um Sie vielseitiger nutzen zu können.
Ebenso ist es bei diesem Bulldog denkbar das die "neueren" Teile erst durch einen Sammler angebaut wurden. Leider ist überall schon neue Farbe drauf, deswegen kann man das so leicht nicht mehr erkennen welche Teile an dem Bulldog "original" dran waren und welche von anderen Spendertreckern stammen könnten.
Falls neue Erkenntnisse oder Details bekannt werden, lass es uns wissen
Ersatzteile Literatur und Service natürlich vom Fachmann LANZ-Kundendienst-Rheinberg!