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Alternative Betriebsstoffe für den Lanz

Alles über den Lanz Bulldog - Glühköpfe. In diesem Forum sind auch Beiträge zu Halb- und Volldieseln bis Ende 2009 enthalten.

Alternative Betriebsstoffe für den Lanz

Beitragvon Hatzienda » 15.10.2007, 21:45

Hallo mir geht es nur um die Technik nicht um die Verwendung . Ich ziehe ein früheres Thema wieder hoch . Leider finde ich es nicht über Suchfunktion ??? .
Es wurden mal hier im Forum sogenannte Russen Lanz beschrieben die mit Naphta oder ähnlich betrieben werden konnten . Wer weiss darüber mehr ?
nette Grüße
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Beitragvon Chicken » 15.10.2007, 22:52

Hallo,

Naphtha ist ein Kohlenwasserstoffgemisch im Siedebereich von Benzin, da gibt's also im Lanz überhaupt keine Probleme. Interessanter wird's eher mit hochsiedenden Teerölen von Braunkohle oder Steinkohle oder eben Schweröle die bei der Erdöldestillation anfallen. Ich kann mir kaum vorstellen, daß die bei wenig Belastung sauber verbrannt sind auch wenn eine Teeröleinrichtung vorhanden war. Unter last haben auch sicherlich diese Kraftstoffe keine Probleme bereitet.
Ich hab auch mal gehört, daß in Russland die Bulldogs zum Teil mit unraffiniertem Erdöl gefahren sind. Das mag eine gewisse Zeit auch gehen, aber wenn man bedenkt was da so an Schlonz drin ist... naja lieber nicht.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, daß sämtliche Pflanzenöle pur sowie gereinigte Altöle gemischt mit Diesel oder Pflanzenöl kein Problem sind. Nur mit reinem Altöl ist eine deutlich schlechtere Verbrennung bemerkbar und der Zündkopf ist nach wenigen Betriebsstunden voll mit Kohle.
Eine Mischung mit ordentlich Schmackes ist Falschtankersprit mit einem Schuss Pflanzen- oder Altöl.
Lieber Gruß,
Dr. Alex Lange

Lanz D6006
Lanz D9532

Ansonsten nur noch elektrisch unterwegs mit E-Auto, E-Motorrad. Strom wird zu 100 % selbst erzeugt.

Informationen rund um den Pampa und Miniatur-Stationärmotoren: http://www.pampa-traktor.de
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Benzin/ Dieselgemisch

Beitragvon Hatzienda » 17.10.2007, 21:59

Danke für die Info . Es gibt Schiffsdiesel die mit reinem Erdöl laufen die Supertanker . Wäre schon interessant die Technik dazu zu kennen . Das mit dem Benzin/ Dieselgemisch kenne ich auch .....klasse.
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Beitragvon DirkP » 17.10.2007, 23:16

Hallo,

so geheimnisvoll ist die Schiffsdieseltechnik eigentlich nicht. Allenfalls die Größenverhältnisse sind beeindruckend. Ansonsten sind es turboaufgeladene, langhubige Zweitaktdiesel. Es sind Langsamläufer mit Umdrehungszahlen bis 300 U/min.
Die Schwierigkeit der Erdölverbrennung ist die Zerstäubung. Dazu wird es vorgewärmt und entsprechend gefiltert. Die Größe macht die Maschinen dabei eher "gutmütiger".

Ein bisschen mehr "Zauber" ist es da schon normale direkteinspritzende 4Takt Dieselmotoren von PKWs und NKWs dauerhaft mit Pflanzenölen zu fahren.
Die Zerstäubung wird hier auch durch Erwärmung auf ca. 70-80°C verbessert. Aber ein Problem stellt der Eintrag von Pflanzenöl ins Motorenöl dar. Hier kann es zu chemischen Reaktionen kommen, die das Motorenöl eindicken (polymerisieren) lassen, eine Schmierung ist so nicht mehr gegeben und ein kapitaler Motorschaden die Folge. Durch Zweitanklösungen und andere Raffinessen wie Standheizungen kann das Risiko aber minimiert werden, da bei warmen Motor durch die bessere Verbrennung weniger Kraftstoff am Kolben vorbei ins Kurbelgehäuse gelangt.
Die auf Dieselkraftstoff optimierte und filligrane Einspritztechnik macht manchmal leider auch Zicken (festgefressene Verteilereinspritzpumpen, verkokste Einspritzdüsen).

Ein Bulldog verhält sich im Betrieb mit Pflanzenöl da schon eher wie ein Schiffsdiesel. Durch das zweitakt Glühkopfprinzip (Einspritzung ca. 140° vor OT) verdampft der Kraftstoff an den heißen Zylinderwänden und im Zündsack und hat so genug Zeit ein zundfähiges Gemisch zu bilden. Die Abhängigkeit von der Qualität der Zerstäubung ist im Vergleich mit einem Dieselmotor nicht so hoch. Leider liegt hierin aber auch sein Nachteil. Die Einflußnahme auf die Verbrennung ist sehr begrenzt. Das macht eine Entwicklung in Richtung besserem Wirkungsgrad im Vergleich zum Diesel schwierig bis unmöglich.

Die Teerölbulldogs arbeiten ebenfalls mit Kraftstoffvorwärmung am Steigrohr durch einen angegossenen "Buckel". Sie haben auch eine etwas andere Geometrie am Zündsack und Zylinderkopf. Leider gibt es davon nur sehr wenige Exemplare und entsprechend selten sieht man solche Bulldogs auf Treffen.

Gruss
DirkP
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wie oben

Beitragvon Rohölzünder » 18.10.2007, 08:37

Hallo,

Die Entwicklung in Richtung besserem Wirkungsgrad der Glühkopfmotoren hat bei Lanz stattgefunden. Heraus kamen die "Halbdiesel"- Bulldogs. In unserem Brief vom D1706 ist unter Verbrennungskraftmaschine das Wort Glühkopf unterstrichen. Die Einspritzung liegt bei etwa 20 Grad vor OT. Die Kompression ist im Vergleich zum alten Glühkopfmotor etwa doppelt so hoch. Der Kraftstoffverbrauch wesentlich niedriger, die Literleistung höher. Alles Dinge die mehr an einen Dieselmotor erinnern. Nur der Umstand das die Innenfläche des ungekühlten Zylinderkofes, was der große (leider nicht sichtbare) Unterschied zum Dieselmotor ist, weiterhin glüht, bzw. so heiß ist, dass der Kraftstoffnebel daran vergast und letztlich gezündet werden kann läßt ihn weiterhin zum Glühkopfmotor einstufen. Das steht sogar auf den ersten Prospekten die es für die Halbdieselbulldogs 1952 gab. Motorbauart: Glühkopfmotor. Erst ab 1953 mußte man sich wohl eingestehen das dies kein so ganz kluger Schachzug war und man vermarktete die neuen Bulldogs fortan ohne auf das Wort Glühkopf zurückzugreifen.

Zum Thema Schweröl kann ich anmerken, daß unsere alte Getreidemühle
damals von einem Herforder Schwerölmotor angetrieben wurde. Der liegende Einzylinder Viertaktmotor mit Umlaufwasserkühlung (draußen vor dem Motorenhaus war ein großer Wasserteich) hatte einen Hubraum von 40 Litern und 75 PS. Der Schwungraddurchmesser betrug knapp zwei Meter bei einem Gewicht von einer Tonne. Gestartet wurde mit 20 bar Preßluft. Das Teeröl wurde ohne vorgeheizt zu weden in den Brennraum eingespritzt. Allerdings waren die Löcher der Sechslocheinspritzdüse etwas :shock: größer als man das von einem Bulldog her kennt. Weil der Motor bei uns in der Woche nur nachts und am Sonntag abgestellt wurde war die verbrauchte Teerölmenge recht groß und somit der ab Werk vorgesehene Kraftstofffilter öfters mal zu. Daraufhin kam ein Mechaniker aus Herford und hat einen damals neuartigen Filter mitgebracht. Damit lief der Motor dann problemlos. Was man auch nicht tun sollte ist sich das Teeröl auf der Haut zu verteilen (bewußt oder unbewußt). Das soll (so wurde mir erzählt) tierisch brennen :oops: . O- Ton: "Sau-Zeug!"

Gruß Gordon
Erst mit der Ruhe, dann mit ne`m Ruck!
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Beitragvon Hoopi » 18.10.2007, 20:40

..................es gibt aber auch in großer Anzahl
4-Takt-Schiffsdiesel als Mittelschnell- oder Schnell-Läufer.
Ich habe vier Jahre auf einem Schiff mit so einem Motor
verbracht: Krupp-MaK 8M601 AK,10880 PS bei 425 U/min,
Bohrung x Hub 580 X 600 mm. 8 Zyl.,hochaufgeladen.
Brennstoff bis 30% Last MDO (Marine Diesel Oil), ab 30 % Last
IF 380,Schweröl mit einer Viscosität von 380 cSt,vorgewärmt
auf ca 140 °C.
In den anderen 6 Jahren war mir alles mögliche untergekommen.
Zweitakter mit und ohne Auslaßventil mit und ohne Brennstoffumwälzung durch die Einspritzdüse mit Schrägkantenpumpe oder MAN-Spezialpumpe,
Dampfturbinen als Einschrauben- oder Doppelschraubenschiff
mit bis zu 81000 PS bei einem Heizölverbrauch von 480 Tonnen am Tag.

For more info please contact this user...

Wünsche noch einen schönen Abend

Hoopi
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Hallo Dirk P , Rohölzünder , Hoopi

Beitragvon Hatzienda » 19.10.2007, 19:59

das war ja einmal eine Infoarbeit von euch die zum feinsten gehört welche man sich als Forenbeiträge wünschen kann . Mehr davon ...sehr interessant . Meine Hochachtung ......Klasse und Danke
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Beitragvon HRK1940 » 06.03.2008, 20:10

Ich hole das eigentlich zur Genüge diskutierte Thema mal wieder auf die Bühne, um einen anderen (Spar-)Aspekt zu beleuchten. Ein Bekannter möchte seine in größeren Mengen anfallenden Lösemittel (Siebdruck) im Bulldog verfeuern. Ich konnte da keinen (technischen) Rat geben, ausser das es sicherlich aus fiskalischer Sicht verboten ist. Könnte man so etwas gefiltert im Glühkopf verbrennen? Es wird bei der regulären Entsorgung auch verbrannt. Natürlich in ner großen Anlage. Von der Viskosität entspricht das Zeug laut Datenblatt etwa Diesel. Der Flammpunkt liegt aber bei circa 350°, also deutlich höher als DK, RME, Altöl oder auch Rapsöl, welches mit circa 230° noch am dichten dran ist. Sowas geht wohl nur unter Vollast oder eventuell als Beimischung zum normalen Diesel?
Gruß von der Raupe
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Beitragvon Ingo » 07.03.2008, 09:43

Beim fahren mit Lösungsmitteln ist zu beachten dass diese evtl. den Öl-Schmierfilm abwaschen und es zu Motorschäden kommen kann !
Ich habe mal von jemanden gehört, der Petrolium im Halbdiesel gefahren hat und damit einen Kolbenklemmer provoziert hat....
Ingo
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