Re: Lanz Umbau Ackerluft/Eiler Ursus/Lanz


[ Diskussionsforum für Fragen rund um den Lanz-Bulldog ]


Geschrieben von Michael Bach am 12. März 2005 15:42:22:

Als Antwort auf: Re: Lanz Umbau Ackerluft/Eiler Ursus/Lanz geschrieben von Rainer am 12. März 2005 12:33:38:

Hallo Bulldogfreunde,
das wird jetzt wohl ein etwas längerer Text. Langsam gehen die Dinge bei dieser Diskussion nämlich ein bißchen durcheinander. Eigentlich kein Wunder, da werden viele Einzelheiten angesprochen, die letztlich doch alle etwas miteinander zu tun haben.
Holger, Deine beiden mails vom 11. 03. habe ich mehrfach gelesen, ohne sie am Ende wirklich zu verstehen. Wer hat sich denn von uns, wenn Du so willst: von der "Gegenseite", für "schlampig restaurierte" oder "verrostete 6 km/h-Gurken" ausgesprochen? Wo ist denn da bitte der Zusammenhang? Oder wo ist der Zusammenhang mit dem "Drei-Tage-Durchsaufen"? Das erschließt sich mir nicht. Wollte man dieser Logik folgen, hieße das umgekehrt, die Besitzer dieser grandiosen Fälschungen und Kitsch-Kisten wären Abstinenzler. Mein lieber Freund, dan kann ich Dir ganze Vereine und auch Einzelpersonen nennen, wenn Du die erlebst, fällst Du vom Glauben ab! Vor allem das "abendliche, gemütliche Beisammensein der Bulldog-Freunde" hat es in dieser Beziehung in sich, aber leider beginnt diese Gemütlichkeit oft genug schon am frühen Vormittag. Sie hat jedoch nichts, aber rein gar nichts, mit dem Restaurierungsgrad der Schlepper zu tun!
Merkst Du eigentlich Deine eigenen Widersprüche nicht? "Jeder, der das Hobby nicht kommerziell betrachtet und ausübt sollte einfach nur Spaß an der Technik haben" sagst Du. Aber genau diese Sorte von Sammlern steht mittlerweile fast mit dem Rücken zur Wand, und die bunte Händler-Reihe profitiert von den Bastelarbeiten in ungeheurem Ausmaß! Auch dabei geht das Preisgefüge in Regionen, die manch einem eine Restaurierung nahezu unmöglich machen!
Und "solange alles bei der Wahrheit bleibt", solange stimmtst Du uns also zu. Na danke schön, Mensch, aber das ist der springende Punkt: ein Ursus mit Eil-Bulldog-Kotflügeln und -Fahrerstand bleibt eben nicht bei der Wahrheit, und der D 9506 aus der letzten SPo ebensowenig. Das Ding ist erkennbar ein Nachkriegsbaujahr, aus einer Zeit also, als es die kurzen 6-Gang-Eiler gar nicht mehr gab! Vom Holzlenkrad und der gigantischen Hinterrad-Bereifung ganz zu schweigen - und das alles steht in der Zeitschrift unter der Überschrift: "Genau nach Vorbild". Ja spinne ich denn?!
Und noch etwas: der Spruch vom "Reifenzerstechen" ist ja nun wohl völlig idiotisch, oder nicht? Aber klare Worte, wenn nötig auch direkt auf dem Festplatz oder von der Veranstaltungsleitung, die würde ich schon gerne hören.

Soll ich Euch mal sagen, worin eine der Hauptschwierigkeiten bei der Recherche zu meinem Buch "Alle Traktoren von Lanz" bestanden hat? Nämlich darin, auf Veranstaltungen, vor allem auf den großen "berühmten" mit viel "Prominenz", einmal eine authentische, originale Maschine aus dem Einbulldog-Bereich (oder auch einen Dreigang-Ackerbulldog)zu finden, um sie für die Dokumentation zu fotografieren. Was da überwiegend so herumfährt, ist vielleicht für die Unzahl bunter Bilderbücher einiger Schreiberlinge zu gebrauchen, die wie Pilze aus dem Boden schießen und nicht das Papier wert sind, auf dem sie gedruckt sind, aber nicht für eine technische Dokumentation. Auch das mußte mal gesagt werden.

Natürlich sind diese Kisten meistens einigermaßen gemacht, zumindest in der Lackiererei. Das ist ja wohl auch der mindeste Anspruch, den man haben kann.

Was das Schnellermachen (und das Schnellersaufen, das paßt recht gut zusammen) betrifft: einige Diskussionen laufen nun doch schon etwas länger, als es sich wahrscheinlich vor allem jüngere Schlepperfreunde heute vorstellen können. Kein Vorwurf bis dahin: dafür, daß sie jünger sind, können sie nicht. Aber auch mal etwas nachlesen, was ein wenig länger zurückliegt, das könnten sie schon - schließlich ist das kein Geheimwissen.
Also: auf der Hammelburger Arbeitstagung im Jahr 2000 hat Peter Nolte in seiner berühmten Brandrede drei Dinge angesprochen und zu Recht gegeißelt.
1. das Saufen (würdelos, bringt die Szene in Verruf, ist gefährlich und macht
manches Treffen ungenießbar)
2. das Schnellermachen (sehr gefährlich, denn so ein Schlepper verliert die ABE.
Denkt jemand auch mal an das Bremsen?)
3. das Fälschen von Maschinen (erstens eine Kulturschande und zweitens auch
nicht so ganz ungefährlich. Was passiert denn wohl, wenn mal so ein
nachgebautes Fünfganggetriebe unter dem Arsch auseinanderfliegt? Hat man
damals bei Lanz den ganzen Aufwand in Konstruktion und Fertigung völlig
umsonst betrieben?)

Man könnte dazu und darüber noch lange reden. Leider machen unsere einschlägigen Fachzeitschriften in diesen Fragen auch eine ganz schlechte Figur bzw. die Redaktionen lange Zähne. Könnte ja vielleicht ein halbes Dutzend Abonnenten kosten. Aber ich beginne mich zunehmend zu fragen, ob die Diskussion nicht inzwischen sowieso sinnlos geworden ist. Eigentlich ist längst alles gesagt, wieder und wieder. Und Jan-Peda-Zwölfer, Schuth-55er und Konsorten bestimmen die Szene. Es macht keine Freude mehr.

Michael Bach, Berlin


Michael Bach, Berlin





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