Re: Lanz Umbau Ackerluft/Eiler Ursus/Lanz
Geschrieben von Michael Bach am 13. März 2005 22:34:42:
Als Antwort auf: Re: Lanz Umbau Ackerluft/Eiler Ursus/Lanz geschrieben von Hendrik aus Oldenburg am 13. März 2005 20:52:19:
Hallo Hendrik,
Deine mail geht mir runter wie Sahne! Ich kann Dir nur raten und möchte Dich ausdrücklich bestärken darin, Deinen 45er erstens so zu belassen, wie er ist und zweitens, ihn nicht zu verstecken. Wer wirklich etwas von der Sache versteht, wird nicht im Traum daran denken, die Maschine, so wie Du sie beschreibst, in Zweifel zu ziehen. Das ist doch gerade ein entscheidender Faktor im "Leben" eines Nutzfahrzeugs, daß es genutzt wurde, und dazu gehört, daß es am Laufen gehalten werden mußte. Das ergibt erst eine wirkliche Authentizität, wenn man nicht den anderen Weg einer Restaurierung "wie ab Werk" wählt. Solche Fahrzeuge sind doch viel interessanter und "erzählen" ihre Geschichte selbst. Nur nebenbei: mein eigener D 7500, original auf Acker- luftreifen ausgeliefert (Nr. 120.269, Bj. 39, ursprünglich ohne Fußbremse, mit den hochgezogenen Seitenblechen, die auch die kleinen Holzgaser hatten)wurde 1946 von einem Bauern in Berlin-Lübars ohne Räder am Straßenrand aufgefunden und mit Genehmigung der französischen Militär-Administration in einen lauffähigen Zustand versetzt, damals als einziger Trecker im Dorf Lübars! Als der Bauer nach der Währungsreform die erste D-Mark in der Hand hatte, ließ er den Bulldog bei der Berliner Werksniederlassung in Spandau, Am Juliusturm, mit dem Sechsgang-Getriebe, Fußbremse und elektrischer Beleuchtung umbauen. Seitdem ist er nun ein Sechsgang-Bulldog, und ich würde im Traum nicht daran denken, ihn zurückzubauen, weil er damit einen Teil seiner Biographie verlieren würde.
Aus irgendwelchen Gründen hat er auch einen Zylinderkopf mit Zündkerze, aber natürlich keinen Benzin-Tank. Der Kopf bleibt dran, schließlich hat er ihn seit über 60 Jahren! Viele Bulldogs aus der ehemaligen DDR "erzählen" solche Geschichten - nur diese fürchterlichen Auspuff-Varianten, die sie dort oft hatten, die müssen weg, denke ich. (Ist ja wohl auch so gut wie immer bereits geschehen.) So weit sollte man die Authentizität nicht strapazieren. Bei echten Museums-Exemplaren mag es noch ein bißchen anders sein, wobei mir die Museums-Philosophie auch nicht immer schmeckt: wenn eine Maschine als Schrott gefunden wurde, aber potentiell zu retten wäre, sollte auch ein Museum keine Mühe scheuen, die Rettung in Angriff zu nehmen und die "Leichenstarre" möglichst beenden.Ich bin froh, daß diese Diskussion nun endlich einmal in Gang gekommen ist und hoffe, daß sie auch in den Zeitschriften (ich halte die SPo für gänzlich unverzichtbar, und zwar nicht nur deswegen, weil ich für sie schreibe, sondern weil sie tatsächlich ganz anders als die Club-Zeitschriften gemacht wird und wirken kann, eine andere Funktion hat)weitergeführt wird. Schließlich hat nun doch noch nicht jeder die Möglichkeit, sich im Internet zu bewegen. Aber wir müssen wirklich jetzt etwas tun.
Michael Bach
Ich stelle mir vor, was dieser 45er aus der SPo vielleicht über seine Zeit in Kuba hätte "erzählen" können - aber