Hallo,
nach längerer Zeit bin ich wieder zurück im Forum, da ich derzeit einen Lanz Iberica D6516 aus Spanien restauriere und euch an der Restauration teilhaben lassen wollte.
Das Datum der Bilder ist am Namen ersichtlich. Mittlerweile habe ich schon einiges am Bulldog gemacht, setze aber jetzt erst den Bericht hier rein.
Seit Oktober 2016 ist dieser Lanz Iberica D6516 mein Eigen:
Der Schlepper ist aus erster Hand, wo er gefahren wurde bis kein Rad mehr rund ging...
Das Anhängermaul ist komplett durchgehangen, Unterlenker mehrmals gebrochen, alles stark verschlissen.
Geschätzt hat der Schlepper ca. 15-20 Tausend Betriebsstunden unter höchstem Einsatz hinter sich.
Mittlerweile ist der Schlepper seit Oktober von mir komplett zerlegt und viel Böses kam zum Vorschein:
Die Reparaturarbeiten wurden fachmännisch mit Hammer und Meißel durchgeführt, was viele unschöne Spuren hinterließ. Einiges wurde auch falsch zusammengebaut, sodass irreparable Schäden entstanden.
Kolben war ein ziemlich lädierter 192er drin, woraus eine Ecke gebrochen war. Was wahrscheinlich durch die sachgemäße Einstellung "Alles bis Anschlag, so viel wie geht" gekommen ist. Wahrscheinlich machte der Bulldog seine 75PS bei 1400 Umdrehungen, so wie alles darin aussah und der Regler eingestellt war. Öl war nur Schlamm, alle Leitungen waren verstopft, aus dem Tank kam nur schwarze Brühe und im Getriebe war alles voller Dreck (Sand!!! )
Genug erst ein mal Vorab, folgend Bilder der Zerlegung mit Beschreibung.
Der Bulldog ist voll mit einer Ölkruste, die nur mit Brenner und Spachtel entfernt werden konnte, der Aupuff und Krümmer waren fast vollkommen verstopft mit Ölkohle.
Die Schrauben ließen sich insgesamt gut lösen, da der Schlepper an seinem alten Standort in Spanien schon einmal auseinander war und es dort auch sehr trocken ist.
Die Hinterräder waren bis obenhin voll mit Wasser, das ich erstmal ablassen musste, damit man später die Räder überhaupt rollen kann.
Der Dreck am und im Getriebe bestand aus Öl und spanischer Erde...
Die Kühler waren alle schrott, Händevoll Rost und Dreck kamen aus den Stutzen, der Ablasshahn unterm Zylinder war abgerissen und mit Ton oder ähnlichem zugestopft. Die Jalouise fehlte natürlich, hätte auch vor lauter Dreck und Staub nicht gepasst.
Dann der Blick auf den Motor: Der Zapfen hat ordentlich gefressen und wurde auch schon mal auf 99mm geschliffen, der Rechte Lageraußenring im Kurbelgehäuse geht rund und die Lager machen enorme Geräusche. Der Kolben ist Schrott, Handtellergroßes Stück raus gebrlochen, was nur noch vom unteren Ring gehalten wird. Der obere Kolbenring hat sich verabschiedet und hat ordentliche Spuren auf dem Weg ins enge "Kohlerohr" in Kolben und Zylinder hinterlassen...
Kesselstein zu genüge im Zylinder vorhanden:
Nachdem der proffesionell verlängerte Keil, damit er auch ja beim austreiben abbricht, ausgetrieben wurde konnte das Schwungrad (Mit Extra Nut für kupplungsunabhängige Hydraulikpumpe) abgenommen werden und der Regler war nun frei zugänglich. Hier hatten sich Wespen ein gemütliches Nest eingerichtet, die Reste wurden aber durch den Hochdruckreiniger größtenteils entfernt. Sauberstes Schmieröl kam aus der Ablassschraube am Öltank.
Nach weiterem zerlegen kommen immer wieder neue Überraschungen zum Vorschein. Der Bolzen vom Zwischenrad ist soweit ausgeschlagen, dass man ihn einmal mit der Hand hin und her wackeln kann und vom Sitz aus Risse von vielen cm durch das Gehäuse ziehen. Die Lager vom Zwischenrad vielen bei der Demontage auseinander, Sehr starke Abnutzungsspuren sind am Zwischenrad und dem Gegenrad auf der ersten Getriebewelle, da als Dichtmittel nur eine dünne Flüssigdichtung benutzt wurde und deswegen das Zahnflankenspiel so gering war, dass die Zahnräder aneinander rieben.
Die Ölpumpe im Getriebe fehlte komplett, das heißt der vorderen Zahnräder bekamen immer zu wenig Öl.
Es ist mir dann aufgefallen, dass die Zahnräder auf den ersten beiden Getriebewellen neu angefertigt worden sind, allerdings aus weichem Material. Einge Stunden haben sie anscheinend schon gelaufen, so schlecht sehen sie nicht aus, also werden sie wahrscheinlich wieder eingebaut, in der Hoffnung, dass sie nicht allzu viele Geräusche machen...
Weitere Bilder vom zerlegen des Getriebes:
Die Ankerplatten und Lagergehäuse wurden, anstatt mit M20er Schrauben, mit M18er Schrauben mit Mutter befestigt. Die Muttern hatten sich gelöst und schwer in den Lagergehäusen und Ankerplatten gearbeitet. Der Achstrichter ist dem Vorbesitzer anscheinend bei der Demontage (hoffentlich auf den Fuß) gefallen, da dort ein gutes Stück raus gebrochen war. Heißt für mich, neuer Achstrichter und neues Lagergehäuse müssen her.
Nach der Reinigung des Getriebes kamen die abgebrochenen Zähne des alten Getriebes zum Vorschein, welche einfach nicht beim Tausch der Zahnräder entfernt wurden.
Proffessionelle Gussschweißungen, ein Markenzeichen des Vorbesitzers. Ich werde es wahrscheinlich so belassen, da es dicht zu sein scheint. Ich schmiere lediglich das Loch im inneren mit Epoxy-Klebstoff zu, zur Sicherheit.
Das Differentlial ist auf jeden Fall mal getauscht worden, da dies kaum Verschleiß aufweist, die 4. und Dritte Getriebewelle waren auch frei von Karies, vielleicht sind diese auch mal getauscht worden.
Zwischenzeitlich habe ich die Motorteile, sowie Ölpumpe und EInspritzpumpe fertig gemacht, um sie zur Instandsetzung weg zu geben:
Dann kam die erste Farbe ins Spiel, erstmal mit Pinsel, da ich über keinen geeigneten Raum zum Spritzen verfüge. Bei Gussteilen aber eher zweitrangig, es soll ja auch kein 2k-Hochglanz-Lanz werden.
Da die alten Halterungen der Unterlenker komplett verzogen und mit alten Flacheisen zusammen gebraten waren, fertigten wir neue für Kategorie 2 Unterlenkerbolzen an. Anscheinend hatte er immer mehrere Tonnen in der Hydraulik hängen, da sämtliche Halterungen krumm und schief gerissen waren und die Hubarme Langlöcher aufweisen.
Das Differential habe ich mit neuen Lagern zusammengebaut und wieder in den Block gesetzt:
Weiter ging es mit der Zapfwelle und der vierten und dritten Getriebewelle. Den Block habe ich immer soweit lackiert, wie er auch zusammen gebaut werden konnte, so blieb keine Stelle ohne Farbe.
Weiter ging es mit dem Zusammenbau der Steckachsen und der Bremsen. Eine Lauffläche des Simmerings der Steckachse musste erneuert werden, da diese Lochfraß aufwies, war schnell durch ein SKF Speedi-Sleeve erledigt.
MfG Lanz2016