von gft » 25.02.2018, 11:01
Hallo Volker und natürlich alle weiteren,
soweit ich das bisher verstanden hatte, wurde ein 229èr Kolben auf 227èr Zylinder umgearbeitet, aber dann verworfen! Danach einen Kolben für einen 227ér Zylinder besorgt, alles ohne nun wirklich vermessen zu haben und somit sicher zu sein, daß das notwendige Kolbenspiel eingehalten ist, oder eben nicht!
Also beides messen oder messen lassen, Kolben und Zylinder!
Mit deinen Anmerkungen hast du natürlich recht, aber das sind eben einige der Feinheiten aus der Erfahrung im Betrieb, welche logischerweise bei Lanz selber so wie eben bei den Leuten gemacht werden, welche die Arbeiten fachgerecht mit den notwendigem Grundlagenwissen durchführen!
Meiner Meinung geht es bei dem Zylinderfreischliff im Bereich des Auslasskanals weniger um den Kolben selber als viel mehr um die daran vorbeigleitenden Kolbenringe!
Alles wird warm im Motor, aber es gibt unterschiedliche Materialstärken genauso wie Temperaturen, also wird irgendwie alles krumm und schief! Zylinder werden größer, Kolben auch, Abgaskanäle sind heißer als Spülkanäle, der Kolben hat ne kalte und ne heiße Seite, die Ringe genauso!
Somit wird das Kolbenspiel im Bereich des Abgaskanal weitestgehenst konstant bleiben, aber die Ringe ändern dort ausdehnungsbedingt ihren Durchmesser und können somit auch mal an den Vorder- und Hinterkanten des Abgaskanals anschlagen und brechen! Da in dem Moment der Kolbenposition jedoch keine hohe Dichtkraft der Ringe gefordert ist, kann man ihnen etwas Sicherheitsluft geben, dies natürlich nur als "Fenster", nicht umlaufend!!!
Beim Kolben selber ist das mit der Wärme eben genauso wie beschrieben! Somit sollte ein betriebsheißer Kolben dann Rund und Zylindrisch sein, was heißt, den bei der Herstellung oder Überarbeitung eigentlich Heiß drehen zu müssen, oder Einrichtungen zu haben, dies zu simulieren!
Alle Nachfertiger können dies nicht, daher ist vorheriges Glühen zum Abbau von Spannungen so wichtig! Aber auch dann noch ist die Enfahrung gefragt, wo an welcher Stelle etwas Zugabe an die Kolbenluft gegeben wird!
Grundsätzlich ist die Aufgabe des Kolbens die innere bewegliche Abdichtung des Brennraumes zu bilden, damit die Kraft zu übertragen und im Falle des Zweitakters den Gaswechsel zu steuern!
All dies ist mit dem Kolbenboden (mit Nase) samt Ringen erledigt! Der hintere Teil dient lediglich der Führung und Abstützung zwecks Vermeidung von Kolbenkippern! Da ein Kolben natürlich nur 90 Grad zur Bolzenachse kippen kann, braucht er auch nur da die Führung!
In Bolzenachse muss wieder daran gedacht werden, das auch der Bolzen und dessen Aufnahme der Wärmeausdehnung unterliegt, sprich länger wird! Somit kann man dort ruhig viel Luft geben, sprich so ein wie du sagt "Fenster" entstehen lassen! Zur Verringerung des Kippmomentes legt man Heutzutage die Kolbenbolzenlage außermittig und speckt die Kolben ab, soweit wie dies möglich ist! Damit nimmt auch dessen Ausdehnung ab, was kleinere Spiele zuläßt!
All das und vieles mehr muss ein guter Überholer wissen und anweden können! Vor allem die besonderen Bedingungen eines so großen Zweitakters sind heute weitestgehend verloren gegangen beim "normalen" Überholer! Er hat halt auch nur noch Bilder an der Wand von Leuten, die das mal konnten!
Also bleibt fast nur in der "Szene" zu bleiben oder vielleicht dann anstatt die üblichen Fahrzeugmotorenüberholer, besser Überholer von Schiffsmotoren Zweitakter zu bemühen, sofern man einen findet?!
Gruß,
Dieter