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Kurbelwellen-Nachbau

Alles über den Lanz Bulldog - Glühköpfe. In diesem Forum sind auch Beiträge zu Halb- und Volldieseln bis Ende 2009 enthalten.

Kurbelwellen-Nachbau

Beitragvon lanz-jo » 27.04.2009, 21:04

Da es anscheinend fast aussichtslos ist, eine brauchbare Originalkurbelwelle für einen Vorkriegs 25er-Ackerluft zu einem bezahlbaren und in vernünftiger Relation zu einem einfachen Ackerluftbulldog stehenden Preis zu finden, bekam ich nun den Tip aus der Dampfmaschinenszene, bevor ich mehrere Monatsgehälter für eine ausgeleierte und vielleicht ebenfalls nicht rißfreie Originalwelle ausgebe, doch einfach (?) eine neue Kurbelwelle anfertigen zu lassen. Angedacht war 42 CrMo4, nicht geschmiedet, sondern mit aufgeschrumpften Kurbelwangen und anschließend auf Maß gedreht und nitriert.

Da ja inzwischen ganze Bulldogs neu gebaut werden, würde mich interessieren, ob jemand Erfahrungen mit derart neu gefertigten Kurbelwellen hat?

Gruß
Lanz-Jo
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Beitragvon Marcel Füten » 27.04.2009, 22:32

Hallo Lanz-jo,

also du bringst ja ganz neue Gedankenansätze ins Forum. Auf die Idee, neue Kurbelwellen für 25PS Glühkopf Bulldogs herzustellen ist bisher noch kein Ersatzteillieferant gekommen. Obwohl da anscheinend Bedarf besteht? Vor allem, wenn das ganze noch wesentlich billiger ist als eine gute gebrauchte Kurbelwelle aufzustöbern. Mich würde es wundern, wenn hier ein Teilnehmer über Nachbau Kurbelwellen Erfahrungen kund tun kann. Was würde denn so eine Nachbauwelle in der Herstellung kosten und wo kann man das machen lassen?
Ersatzteile Literatur und Service natürlich vom Fachmann LANZ-Kundendienst-Rheinberg!
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Beitragvon SvenS » 27.04.2009, 22:47

Da ja inzwischen ganze Bulldogs neu gebaut werden


=> 12er aus Polen ?

http://www.interlok.info/Lanzseite.htm
www.lanzbulldog.de

"Der Motor des Bauern kann nicht einzylindrig genug sein" - Fritz Huber
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Kurbelwellen-Nachbau

Beitragvon lanz-jo » 30.04.2009, 20:10

Wie groß insgesamt der Bedarf nach neuen Kurbelwellen ist, kann ich schwer einschätzen. Für mich stellt es sich momentan so dar, daß die deutschen Händler es für nahezu aussichtslos halten in absehbarer Zeit eine noch wirklich brauchbare Welle zu finden. In Holland sind angeblich mehrere Wellen zu verkaufen, aber wenn man dann nach näheren Angaben wie Baujahr, Zustand und Preis fragt, bekommt man keine Reaktion mehr. Ein Händler hat eine passende und geschliffene Welle da, will aber trotz des horrenden Preises keine Rißfreiheit zusichern. Ein anderer bietet Kurbelwellen zu akzeptablen Preisen und sogar mit Rücknahmegarantie an, falls der Motoreninstandsetzer die Unbrauchbarkeit bescheinigen sollte. Wenn man dann aber konkret solch eine Welle kaufen will heißt es seit einem Jahr immer nur "wir müssen erst in unseren Lagern suchen".

Ob sich eine Nachfertigung durch einen Fachbetrieb finanziell rechnet möchte ich bezweifeln. Einige Ostblockfirmen bieten zwar Nachbauten aller Art recht günstig an. Bei Präzisionsteilen wie Kurbelwellen ist aber äußerste Vorsicht geboten! Nach meinen langjährigen Erfahrungen im Museumsbahnbereich ist einwandfreie Qualität von Material und Verarbeitung nur bei kompletter Überwachung der Produktion durch hiesige fachkundige und der Landesprache und -Gepflogenheiten des jeweiligen Landes kundige Vertrauensleute zu erwarten, was den Preisvorteil wieder stark relativiert. Außerdem sind Reklamationen äußerst schwierig.

Für mich käme eine Nachfertigung eventuell in Frage, wenn Bekannte aus der Eisenbahnszene mit entsprechendem Maschinenpark die Dreh- und Fräsarbeiten gegen ein größeres Trinkgeld durchführen würden und nur der Feinschliff durch den Motoreninstandsetzer erfolgen würde. Allerdings ist dessen aktueller Kostenvoranschlag bereits für die restlichen Arbeiten an Pleuel und Kolben schon bei Anlieferung einer fertigen Kurbelwelle hart an meiner Schmerzgrenze.

Da ich den Bulldog einst als technisch generalüberholt teuer gekauft habe und trotzdem zahlreiche Teile ersetzen und überholen mußte, ist mein Hobbyetat inzwischen weit überschritten. Da es nur ein einfacher Ackerluftbulldog ist, lohnt es sich irgendwann nicht mehr. Da demnächst auch ein anderer teurerer Unterstellplatz erforderlich ist, überlege ich inzwischen sogar das Hobby ganz aufzugeben. Um allerdings wenigstens einen Teil meiner bisherigen Investitionen wieder zu bekommen, müsste ich den Bulldog aber wahrscheinlich ganz zerlegen und in Teilen verkaufen. Das widerstrebt mir momentan noch, so werde ich mich zunächst mal weiter umhören.
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Beitragvon Michel » 30.04.2009, 22:54

Hallo Miteinander,

hatte das gleiche Problem bei meinen Ursus, habe den vom Vorbesitzer Teilzerlegt bekommen und als ich die Kurbelwelle vom schleifen wieder zurück bekommen habe, stellte ich mittels Rißprüfmittel fest, dass die Kurbelwelle einen feinen Haarriß aufweist.
Und nun versuchte ich einen Ersatz zu bekommen, entweder die Kurbelwellen waren in einen sehr schlechten Zustand oder man konnte sie nicht bezahlen. ich entschloß mich nach Rücksprache mit vielen Bulldog Besitzern die Kurbelwelle einzubauen und darauf zu vertrauen das sie hält ( Riß war ca. 3cm lang Seitlich im Übergang vom Hubzapfen zur Wange, angeblich haben das so gut wie alle Ursus ).
Hätte ich die Möglichkeit eine neue Nachgefertige in Top Qualität zu bekommen, so würde ich auch heute noch eine kaufen und die alte austauschen, aber man bekommt ja keine.

Gruß Michel
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Beitragvon lanz-jo » 30.04.2009, 23:54

Hallo Michel,

da mein Bulldog wer weiß wie lange mit der maroden Kurbelwelle gelaufen ist, hatte ich auch schon überlegt, die Welle wieder einzubauen. Einer der beiden Risse geht aber durch die gesamte Kurbelwange und ist am Ende bereits aufgeweitet.

http://www.diehl-j.de/resources/2009-03-24__Kurbelwellenriss_01.jpg

http://www.diehl-j.de/resources/2009-03-24__Kurbelwellenriss_03.jpg

Da die Welle aber auch erst noch überarbeitet und geschliffen werden müßte und nur noch 3/10 über Grenzmaß aufweist und sich auch sonst nicht mehr in bestem Zustand befindet, kommt ein Weiterverwendung dann doch nicht mehr in Frage.

Ich vermute aber auch, daß viele in Betrieb befindliche Kurbelwellen vor allem bei Vorkriegsmaschinen nicht mehr völlig rißfrei sind. Von einem Kurbelwellenbruch habe ich allerdings in den letzten 25 Jahren auch nichts gehört. Wäre interessant mal Fotos von gebrochenen Kurbelwellen zu sehen.

Daß die meisten angebotenen Kurbelwellen in recht erbärmlichen Zustand sind ist mir auch aufgefallen. Viele, auch auf den ersten Blick gute Wellen werden wohl nicht ohne Grund angeboten, vor allem wenn der Verkäufer sonst nichts anderes im Angebot hat und eine Rißprüfung vor Kaufabschluß ablehnt.

Vielleicht sollte man einfach mal eine Nachfertigung durchkalkulieren lassen, um zu wissen über welche finanziellen Größenordnungen man überhaupt spricht. Ich muß mal sehen, ob ich irgendwo maßhaltige Zeichnungen von Bulldogkurbelwellen finde.

Gruß
Lanz-Jo
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Beitragvon Winzer » 01.05.2009, 16:04

hallo Jo,

was mich interessiert ist, ob sich der Lauf der Maschine unrund oder sonst etwas auffälliges war?
Ein solcher Riß ist ja der pure Wahnsinn. Manche Motoreninstandsetzer machen sich bei minimalsten Rissen schon fast in die Hose. Wenn man dagegen so nen Riß nun sieht und der Bulldog lief damit... möchte mir ganz und gar nicht vorstellen wie das ausgeht, wenn dann die KW komplett durchreißt.... :cry: denke mal, daß zu Hobbyzwecken und nur bei Spazierfahrten nicht das Thema sein wird, doch wenn der Bulldog mal richtig rangenommen wird beim Pflügen oder Grubbern, dann gute Nacht Marie...

Hat jemand Fotos von einem Bulldog, der während des Laufs des Motors einen KW-Bruch bekommen hat?

Schönen 1. Mai an alle.

Gruß
Michael
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Beitragvon Rohoelzuender » 01.05.2009, 17:18

Hallo,

In Sachen Kurbelwellenbruch kann ich von unserem 1. Herford Schwerölmotor berichten, der bei uns die Getreidemühle antrieb. Er hatte 40 PS, das Schwungrad war knapp 2 Meter im Durchmesser und gute 2 Tonnen schwer. Da die Mühle nach Erweiterung immer mehr Leistung forderte kam ein Ingenieur aus Herford und nahm sich der Sache an. Um nicht gleich einen neuen Motor kaufen zu müssen empfahl er den Einbau einer größeren Einspritzpumpe, nämlich der vom 75 PS Motor. Gesagt getan. Das ganze ging ganz gut, für ca. 2 Jahre im 6 Tage 24 Stunden Betrieb. Dann waren die typischen Schwingungen, die der Motor auf das gesamte Fachwerkgebäude übertrug, auf einmal nicht mehr spürbar in der Mühle und man wunderte sich, was nun los war. Nun ja die Kurbelwelle war am Schwungrad abgerissen und das Schwungrad "rollte" durch die Wand des Motorenhäuschens in den Garten... War glücklicherweise gerade keiner beim Blumenpflücken... Der verantwortliche Ingenieur aus Herford hat aber auch nicht schlecht gestaunt...

Dann haben wir doch einen neuen Motor gekauft. Einen Herforder mit 40 Liter Hubraum und 75 PS. Der hielt dann bis zur Aufgabe der Mühle Anfang der 70 er Jahre durch.

In sachen Rißbildung bei Lanz Bulldog Kurbelwellen würde ich sagen ist das alles halb so tragisch. Wie lange wohl ist der Bauer auf seinem Acker rumgerutscht obwohl da schon längst ein(?) Riß in der Kurbelwelle war. Und? Hat doch wohl gehalten oder? Ich meine es kann ja nicht sein das ausgerechnet jetzt, wo wir fans die Bulldogs restaurieren, urplötzlich ein Riß vorkommt. Wahrscheinlich ist der gerade dabei entstanden als wir Ihn vom Hof des Bauern Mecke aufgeladen und auf einen Tieflader gefahren haben? Ich glaube eher nicht.

Aus dem Flugzeugbereich weis ich, das da oben in etwa die Hälfte aller Maschinen mit irgendwelchen Rissen an den Tragflächen rumfliegen. Die Rißbildung wird halt beobachtet und man kann durch Berechnungen genau sagen, wann das Ding abrechen würde.

Augen zu und durch 8)

Gruß Gordon
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Beitragvon lanz-jo » 03.05.2009, 20:39

Hallo,

am Lauf des Motors ist niemand etwas aufgefallen. Es ist ja auch noch nichts abgebrochen, was eine Unwucht verursacht hätte. Da er wie erwähnt als generalüberholt erworben wurde, hatte ich ihn erst geöffnet, als ein älterer Lanzspezialist, nachdem er sein Ohr an den Wasserkasten gelegt hatte, meinte, einen Pleuellagerschaden zu hören, was sich dann auch bewahrheitet hat.

Inzwischen habe ich gleich zwei Kurbelwellen zu einem fairen Preis angeboten bekommen. Allerdings stammen sie von Nachkriegsbulldogs, womit ich wieder auf eine schon früher hier im Forum vergeblich gestellte Frage zurückkomme:

Welche Unterschiede gibt es zwischen Vor- und Nachkriegskurbelwellen ?
Ich könnte mir vorstellen, daß sich im Zuge der Umstellung von zölligem auf metrisches Gewinde auch die Maße der Lager- bzw. Schwungradsitze etc. geringfügig geändert haben, so daß es nicht damit getan wäre, bei Verwendung in einem Vorkriegsbulldog nur eine Nut für die Lenkradklaue einzufräsen und ggfls. die Bohrung zu erweitern. Es gibt in den Ersatzteillisten ja etliche verschiedene Teilenummern für Kurbelwellen, je nach Fahrzeugnummer. Wäre schön, wenn hier jemand nähere Angaben dazu machen könnte. Ansonsten bleibt mir nur, die alte Welle zu Vergleichszwecken mitzunehmen und zu versuchen mit meinen einfachen Meßwerkzeugen Unterschiede herauszufinden, was bei Lagerpassungen nicht so einfach ist.

Gruß
Lanz-Jo
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