Ursus springt nicht an

[mattin]

Moin, moin,
als Neumitglied möchte ich mich erstmal kurz vorstellen: Richtig heiße ich Martin und wohne am nördlichen Rand des schönen Sauerlandes.
Ich interessiere mich für alles, was stinkt, Krach macht und Öl verliert und war bisher eigentlich auf die Messerschmitt Kabinenroller der Wirtschaftswunderzeit "eingeschossen". Mehrere von denen habe ich bereits restauriert und fahre gerne und viel damit herum.
Durch einen wirklichen Zufall konnte ich letztes Wochenende einen zum Eilbulldog umgebauten Ursus in der Nachbarschaft erwerben, ich hatte mich schon länger dafür interessiert, aber nie ernsthaft gesucht.
Naja nun steht das Ding seit Samstag hier auf dem Hof, ich habe mich einweisen lassen und habe den Ursus auf Achse heim gefahren. (Waren nur 2 Km). Heute wollte ich eigentlich zum TÜV, damit ich ihn ummelden kann.
Doch daraus wurde nix: Nach etlichen Versuchen bin ich nun fertig wie ein Brötchen, es ist mir insgesamt 4 mal gelungen, eine einzige, heftige Zündung zu produzieren, aber das war's dann. Jetzt kann ich keinen Bleistift mehr heben und muß mal bis morgen warten.
Ich habe viel gelesen, viel probiert, und glaube eigentlich alles richtig gemacht zu haben:
-Handgas ca. auf 1/3 Stellung, etwas mehr als er am Samstag im Leerlauf lief
-Ventil an der Pumpe auf
-Düse oben auf dem Glühkopf 4 Umdrehungen raus
-vor dem Anwerfen 2 mal zusätzlich gepumpt
Ergebnis wie oben beschrieben. Inzwischen kommt ein wenig Diesel unten am Auspuff raus (es ist nicht viel) und wenn ich die Schraube vorne am Glühkopf herausdrehe, kommt meistens eher weißer Dampf beim durchdrehen, manchmal ein bißchen bläulich, aber nicht so richtig blau.
Ich vermute daher, daß es an der Temperatur liegt: auch nach 30min anheizen ist die Nase keineswegs glühend. Ich habe eine Heizlampe "Made in GDR" dazubekommen, hielt das für ein lustiges Accesoir, aber offensichtlich bringt das Ding nicht so viel Hitze, wie gewünscht.
Ach Menno, jetzt wollte ich das mit dem Papierkram/Ummelden alles erledigt haben, aber so wird das nix. Zum Glück kennt man sich, ich habe den Traktor mit den alten Kennzeichen und noch zugelassen übernommen (der TÜV ist seit 1,5 Jahren abgelaufen) denn so kann ich ihn am einfachsten ummelden. Melde ich ihn jetzt ab, kann ich nicht mehr zum TÜV fahren, will ich ihn ummelden, brauche ich TÜV. Doof.
Hat jemand einen Rat, ob es an der Heizlampe liegen kann, oder woran sonst, und, noch besser, wäre jemand in der Nähe (Iserlohn) um mir kurz mit einer anderen Lampe auszuhelfen, damit ich das Ding wenigstens ummelden kann? Oder kann mir jemand vor Ort helfen (Bierchen ist immer da!)? Welche Heizlampe ist am besten geeignet?
Noch eine Frage: der Vorbesitzer hat eine Anwurfscheibe nachgerüstet, sehr sinnvoll, wie ich finde. Allerdings paßt jetzt die mitgelieferte Abdeckung nicht mehr- wo bekomme ich eine passende? Es ist mir doch viel zu gefährlich mit offener Kupplung etc herum zu fahren.
Danke!

[Ölmännchen]

Hallo,
das liest sich fast so, als wäre er abgesoffen. Stell mal das Handgas auf aus und blockier wenn dir das möglich ist die Pumpe am Hebel. Jetzt machst du die Zündkerze bzw. den Stopfen raus und heizt ihm ordentlich ein. Wenn er warm genug ist,nach ca 8 Minuten drehst du den Motor solange durch, bis keine Weißer Dampf mehr kommt. Nun Schraubst du die Kerze wieder rein und pumpst zwei bis dreimal Diesel vor. Wenn er heiß genug ist müsste er jetzt anspringen. Das Handgas natürlich wieder hoch stellen.

Ist die Lampe die selbe, mit der er beim letzten mal gestartet wurde? Es kann durchaus sein, dass sie nicht genug heizt. Brennt sie Blau?


Gruß Ölmännchen

[mattin]

Hallo Ölmännchen,
besten Dank, das werde ich morgen mal probieren. Allerdings hatte ich ihn vorhin auch schon mal mehrmals mit abgesperrtem Sprit und geöffneter Schraube durchgedreht, um evtl. überschüssigen Sprit aus dem Kopf zu bekommen. Hat aber wohl nichts gebracht.
Ja, die Lampe ist dieselbe und sie brennt blau.
Gruß Martin

[Ölmännchen]

Wenn der Vorbesitzer ihn mit der Lampe starten konnte, wird es wohl an der nicht liegen. Wichtig ist, dass nicht zu viel Sprit drinnen ist und das du lang genug vorglühst, mit der Zeit bekommt man ein Gefühl dafür. Aber lass ihn zuerst ruhig mal 10 Minuten Glühen.

Gruß

[mattin]

...nach 2 PN's und Telefonaten (Danke, Forum!) werde ich morgen mal die Glühnase abbauen und säubern.

Ich habe ihn heute über 30min lang angeheizt.

Morgen weiß ich mehr, Ihr dürft mir die Daumen drücken

[Uwe Gatschke]

Hallo, ich wünsch Dir für morgen gutes Gelingen . Mach bei der Gelegenheit gleich mal ein paar Bilder vom Ursus und stell sie hier ein.

[Andy]

...ich bin mal gespannt, ob der Bulldog morgen läuft. Du gehst da recht blau-äugig an die Sache ran.Warum holst du den Verkäufer nicht auf den Hof und lässt dich erstmal in Ruhe einweisen.Zum Beispiel ist das Verdrehen an der Düse alles andere als Sinnvoll wenn man "noch gar nicht weiß" was man da verstellt. Bulldog anheizen und anschließendes Fahren lernt man nicht nur durch Theorie sondern auch mit gaaaaaaannnz viel Praxis.
Ich wünsch dir trotzdem viel Erfolg und verfolge deinen Bericht mit Spannung.
Mfg, Andy

[Michel]

Hallo Mattin,

ich würde auch anders vorgehen. Entweder der Verkäufer kommt und zeigt dir alles oder du lässt erst mal den Pumpensumpf ab. Bei mir war das so, dass das Absperventil am Kraftstofffilter nicht dicht war und mir ca. 1ltr. Diesel in den Zündkopf gelaufen ist. Hätte ich nur den Kraftstoff aus der Glühnaße entfernt, so wäre mir der Bulldog trotzdem durchgegangen.
Ich würde somit erst mal alles aus dem Pumpensupf ablassen, gleich nachschauen ob der Ölsieb in Ordnung ist. Danach würde ich die Glühnaße abmontieren und gleich mal nachschauen wie viel Rückstände in der Glühnaße sind, evtl. gleich sauber machen. Wenn die Glühnaße schon mal ab ist, so würde ich kontrollieren wie deine Düse durch die Verstellung reagiert ( sollte bei geschlossener Düse fein zerstäuben, mit der geschlossenen Düse starte auch ich meinen immer, zwei mal gegen die Drehrichtung und er läuft). Danach die Kupferdichtung gut ausglühen und alles wieder sauber zusammenbauen. Danach ca. 10 Minuten gut vorheizen zwei bis dreimal einspritzen und gegen die Drehrichtung ( ich drehe mein Kupplungsschwungrad langsam mit dem Uhrzeigersinn bis der Keil auf ca. 3 Uhr steht und dann mit einen kräftigen Schwung gegen den Uhrzeigersinn und nach zwei bis dreimal müsste er laufen. Vorsicht wenn du weiter als 3 Uhr drehst so betätigst du immer deine Pumpe und Kraftstoff wird eingespritzt!)
Noch ein kleiner Tip: ich lasse vor jedem Start das Öl aus dem Pumpensumpf ab und schließe immer nach getätigter Fahrt die Einspritzleitung von der Düse ab, somit bin ich immer sicher das kein Kraftstoff im Motor ist.

[mattin]

...moin, danke für die Tips, aber den Verkäufer heran holen scheidet aus: ich habe den Bulldog von seinen Erben übernommen. Und die waren selbst auf fremde Hilfe angewiesen...

Die anderen Punkte, die in den Beiträgen genannt wurden, checke ich heute der Reihe nach ab... Danke!

P.S. ich weiß schon, was ich da verstelle, habe ja bereits seit einiger Zeit das Buch von Ernst Heinl hier liegen, und da standen auch die 4 Umdrehungen drin ...

[RT-andreas]

Ums mit Werner Brösel zu sagen, das hier: " ich weiß schon, was ich da verstelle, habe ja bereits seit einiger Zeit das Buch von Ernst Heinl hier liegen, und da standen auch die 4 Umdrehungen drin.." kann ich nur mit "Auhawahawaha" kommentieren.
Im Ernst, die alten Aggregate sind allesamt Individualisten. Die lange Laufzeit kommt hinzu, da sind die ehemals schon nur als "entfernte" Richtwerte betrachteten Angaben aus Betriebsanleitungen oder gar modernen Büchern sehr skeptisch zu betrachten.
Alle aber durchweg alle antiken Geräte von der Lötlampe über Verdampferdiesel bis zu Trecker oder Panzermotor mit denen ich zu tun hatte waren so. Man muss experimentieren, der eine läuft trocken gut an, der andere nur sozusagen abgesoffen, der dritte mag zum Start nur den einen Sprit....
Kurzum, verlass dich nicht auf Bücher, probiere aus von Düse ganz drin bis weiter raus mehr oder wenigeroder garnicht vorpumpen. Allein beim Vorglühen kann man es immer auf gute dunkle Rotglut vorheizen, zu kalt ist immer schlecht, DAS ist die einzige Konstante die ich bisher rausgefunden habe.

Gruß

Andi

[mattin]

...erster Befund: der untere, engere Teil der Glühnase stand voll mit Diesel. Zudem sind unten in der Spitze starke Verkrustungen, die ich gerade entferne. Die sind recht hartnäckig und zeigten sich von meiner Strahlkabine bisher nicht sonderlich beeindruckt... weiter bin ich noch nicht gekommen.

[mattin]

so, Glühnase ist sauber, bei herunter gedrehtem Ventil wird auch der Kraftstoff gut zerstäubt. Jetzt ist nur die Frage: Wie gut muß der zerstäubt werden? In meinem früherem Leben (über 20 Jahre her) habe ich mal Kfz Mechaniker gelernt (ja so hieß das damals) und der Sprit wurde in den PKW Düsen regelrecht vernebelt. Davon sind wir hier weit entfernt, aber ich vermute, das ist mit einer Zerstäubung und nicht Vernebelung korrekt.

Um sicher zu gehen, daß nirgends sonst Sprit herein gelaufen ist, werde ich wohl über das Forum angebotene Hilfe aus der Nähe annehmen. Sicher ist sicher. Das lasse ich mir dann doch lieber zeigen!

Edit: habe den Pumpensumpf abgelassen, kam ein wenig Öl, ich würde sagen 2 Schnapsgläser voll. Kein Diesel. Sieb gesäubert, wieder eingebaut.
Müßte also morgen alles fluppen

[Lanzi67]

Hallo!
Wenn du den Zündsack Sand gestrahlt hast kann es sein dass du bis sich wieder eine Rußschicht darin gebildet hat des öfteren Zündaussetzer hast. Da ist mein Ursus ganz empfindlich, ich nehm wenn es nötig ist einen kleinen Meißel mach die Ölkohle raus und sonnst nichts mehr dann läuft er gleich wieder richtig gut. Kurz um eine Rußschicht braucht er.

Gruß
lanzi67
(Jörg)

[mattin]

Hallo!
Kurz um eine Rußschicht braucht er.

Moin, das mit der Rußschicht hatte ich auch schon irgendwo gelesen, aber mit dem Sandstrahlen ging sowieso nix- ich habe einen langen Schraubenzieher wie einen Meißel benutzt und dann auch viel gekratzt. Da ist ein ordentliches Häufchen (ihr wollt nicht wirklich ein Foto davon?) zusammen gekommen. Es sind etliche Macken in der Zündnase drin, offensichtlich wurde die Ölkohle früher schon mal rabiater entfernt. Genauso sehen meine Messerschmitt-Aluminium-Zylinderköpfe von innen aus, wenn sich mal ein Kolbenring oder der ganze Kolben verabschiedet.

[mattin]

So, ein kurzes update:

Der Traktor sprang heute bei der ersten Umdrehung an. Sascha war da, hatte seine Lampe dabei, die deutlich mehr Power als meine hatte. Das konnte man richtig sehen, wenn man die beiden Lampen miteinander verglich. Ich glaube daß in meiner eine zu kleine Düse verbaut ist.

Der Termin beim TÜV war schnell erledigt und morgen wird umgemeldet.

Vielen Dank an die Forengemeinde für die vielen Ratschläge, ich habe viel gelernt und werde das Ding wohl beim nächsten Mal alleine in Gang bekommen. Auch das mit dem Umsteuern klappt- das habe ich gleich ein paar Mal geübt.

In den nächsten Tagen werde ich ein paar Bilder einstellen und Euch mit weiteren Fragen nerven, falls es nicht stört zum Beispiel habe ich die Halterung für eine Lichtmaschine dran und das Zahnrad dreht sich auch. Da wäre die Frage was für eine Lichtmaschine ich besorgen müßte. So ein Ding ist ja Ruckzuck eingebaut.