Re: Neubau Lanz Bulldogs
Geschrieben von Jürgen Eickelpasch am 18. März 2002 18:27:45:
Als Antwort auf: Neubau Lanz Bulldogs geschrieben von rüdiger am 17. März 2002 16:04:00:
Hallo! Es stimmt schon, jeder kann und soll sein Geld so ausgeben, wie er will (solange es nicht ungesetzlich ist). Und wo eine Nachfrage ist, ist auch ein Angebot. Ich persönlich halte jedoch einen Nachbau-Bulldog für völlig uninteressant. Man kann inzwischen auch einen Rembrand oder Picasso oder sonst einen Künstler bzw. sein Werk digitalisieren und maschinell nachfertigen lassen, so dass selbst ein sehr versierter Laie oder Hobbysammler niemals den Unterschied zum echten Kunstwerk feststellen kann. Und dennoch ist ein Original ein Original und hat somit einen ganz anderen (Stellen-)Wert. Ich will damit nicht sagen, dass der Bulldog ein Kunstwerk (im echten Sinne des Wortes) ist.
Was ich genau so uninteressant finde wie Nachbau-Bulldogs (und wenn sie noch so sehr dem Original entsprechen), sind die völligen Überrestaurierungen. Da kommen Bulldogs daher, die ja eigentlich als Maschinen für schwerste Arbeit bei widrigen Bedingungen gebaut wurden, die sehen aus wie ein Traktor-Chopper. Ich war am Wochenende in Eggenfelden bei der Bulldogmesse. Da waren auch zwei Exemplare zu sehen, von denen mir nicht klar ist, ob zumindest die Basis eine originale ist oder nicht. Da wird mit changierenden Super-Hochglanz-Zweifarblackierungen gearbeitet (wahrscheinlich 15 Schichten Klarlack); lauter poliertes Messing, soweit das Auge reicht; kein Stäubchen oder Kratzerchen irgendwo; an der Anhängerkupplung keine kleine Macke im Lack erkennbar etc. Wenn jemand damit nachweisen will, was er handwerklich oder finanziell alles draufhat, ist das ja o.k. Aber mit einem Lanz Bulldog mit technikhistorischen und kultur- und arbeitsgeschichtlichem Wert hat das rein garnicht zu tun. Mir ist jeder normale Acker- oder Ackerluftbulldog, dem man sein schweres Arbeitsleben ansieht (der deshalb noch lange nicht vergammelt sein muß), tausendmal lieber als diese geklonten, nichtssagenden Eyecatcher. Aber, suum cuique, wie schon die Römer sagten: Jedem das Seine!
Im Internet wird in der ebay-Auktion eine D7506 Ackerluft angeboten für einen Mindestgebot von EURO 30.000,--. Da frage ich mich wirklich: Wovon träumen die Leute eigentlich nachts?
Das ist halt die Kehrseite der Medaille: Dadurch, dass unser Hobby solch einen Zulauf hat, werden leider auch die Preise ruiniert und ein Wettbewerb setzt ein, wer den schönsten, edelsten, teuersten (und wahrscheinlich auch gefälschtesten) Bulldog besitzt. Es gibt einige wunderschöne, originale Bulldogs, die im Einzelfall auch einen sehr hohen Preis rechtfertigen, aber die sind nicht die Szene. Ohne die "normalen" Bulldog-Arbeitstiere, die wirklich ein Zeitalter repräsentieren, ist die ganze Bulldogszene ein Nichts!
In dem Sinne schöne Grüße an alle Bulldogfreunde Jürgen