Hallo Pelle,
Pelle hat geschrieben:in der letzten Zeit sieht man auf Bildern von Treffen immer mehr lange Eiler umgebaut auf Hd Motor.
und
Ich möchte mal eine kurze Bestandsaufnahme machen.
zu den Begrifflichkeiten:
1. "langer Eiler"
Natürlich ist ein ehemals kurzer Eiler, wenn man einen Halbdiesel-Austauschmotor verbaut, länger als er als kurzer Glühkopf-Eiler war, aber das macht ihn deshalb für mich nicht zu einem langen Eiler. Der von dir erwähnte "lange Eiler umgebaut auf Hd Motor" wäre für mich ein Eiler mit Fünfgang-Getriebe vom HR9, der einen Halbdiesel-Austauschmotor bekommen hat. Ob das von Lanz wie bei den Ackerbulldogs auch für die Eiler als offizielle Maßnahme angeboten wurde ist wohl nicht bekannt. Mindestens zwei Stück sind jedoch erhalten, die im Werk umgebaut wurden und auch dort im Werksverkehr eingesetzt wurden. Die beiden weiteren mir bekannten Maschinen weißen die gleichen spezifischen Detail auf, wodurch ich davon ausgehe, dass sie auch von Lanz umgebaut wurden (Die Details müssen wir nicht hier öffentlich diskutieren. Die "Restaurationsbetriebe" lesen mit und sind bestrebt immer orginalgetreuere Repliken zu erstellen). Mir ist ein Fall bekannt, wo eine Replik eines langen Eilers mit einem originalen Fünfgang-Getriebe begonnen wurde. Der Versuch wurde aber wieder aufgegeben und der Bulldog mit dem für den Umbauversuch demontierten Original-Motor wieder aufgebaut. Wer das Geld in die Hand nimmt einen Bulldog mit dem seltenen Fünfgang-Getriebe aufzubauen, der will hinterher wohl keine Maschine haben die auch für Laien als Phantasie-Bulldog zu erkennen ist. Da es das Getriebe jetzt ja erneut als Nachbau zu kaufen gibt, werden aber auch hier die Versuche eine Replik zu erstellen nicht ausbleiben.
2. "Umbaueiler"
Auch wenn mann an alles, das keine Möglichkeit hat sich zu wehren, Bleche schrauben kann, macht das das Resultat dessen noch lange nicht zu einem Eilbulldog. Die Begehrlichkeiten sind groß. Die Vorstellung einen vermeindlichen Eiler zu besitzen muss für viele sehr phantasieanregend sein. Das Ergebnis dessen sind die vielen Phantasie-Bulldogs die man überall sieht. Diese Bulldogs sind aber keine Eilbulldogs, sondern nur der meist klägliche Versuch eine Replik anzufertigen. Ein "Umbaueiler" ist für mich ein ehemals originaler kurzer oder langer Eilbulldog, der einen Halbdiesel-Austauschmotor erhalten hat. Die Bulldogs die man auf dem Foto sieht haben aber so wie ich das erkennen kann weder das lange Fünfgang-Getriebe noch sonst irgendetwas mit einem Eilbulldog zu tun. Das sind einfach kastrierte Ackerschlepper.
Chicken hat geschrieben:Auf dem Bild sind doch nur ganz normale kurze Eilerumbauten wie man sie haufenweise sieht.
3. Phantasiebulldogs
Diesen Begriff möchte ich für alle Bastelkisten verwendet wissen. Meistens wird ja nicht mal ernsthaft Versucht eine Replik zu erstellen sondern es werden irgendwie lieblos ein paar Bleche angeschraubt und mit Schlagzahlen wilde Zahlenkombinationen ins neue Typenschild gehämmert. Oft wird ja sogar der angebliche Hersteller der Phantasie angepasst.
Die meisten Halbdiesel die mit "automobilen Kotflügeln" verschandelt werden haben noch nicht einmal ein Glühkopfgetriebe bzw. einen Austauschmotor sondern sind gewöhnliche Halbdiesel-Bulldogs mit 06er oder 16er Getriebe - also keine Umbaubulldogs sondern Phantasiebulldogs. Einen ehemals originalen kurzen Eilbulldog, der nachweislich einen Austauschmotor erhalten hat, also einen kurzen Halbdiesel-Eiler, habe ich bisher noch nicht gesehen. Der User
HR9 hat zum Thema kurzer Halbdiesel-Eilbulldog den Bulldog von
H. Bärsch aus Leipzig ins Spiel gebracht. Ob er authentisch ist weiß ich nicht. Falls nicht, ist er wenigstens gut gemacht.
Auch vom HN gab es Eilbulldogs und es gibt Bleche dafür zu kaufen und deshalb Bulldogs, die diese angeschraubt bekommen. Selbst der Autor Kurt Häfner konnte der Sehnsucht nach "automobilen Kotflügeln" nicht widerstehen und hat an seinem
28PS Phantasiebulldog (zu sehen im Umbaubulldog-Register) Blech und Hutmuttern in nicht unerheblicher Menge verbaut. Wenigstens soll dieser Bulldog laut Häfner ein original HN-Eilbulldog-Getriebe haben. Der Artikel von Häfner "Der Schlepper im Rückblick - Oldtimer Jahrbuch 2007" hat offensichtlich weitere "Restaurateure" dazu verleitet eine solche Maschine zu basteln. Hier ist so ein Phantasie-Bulldog zu erwerben:
mh-veteranen.de. Aufgrund der Bremsanlage ist davon auszugehen, dass es sich bei der verbastelten Maschine um ein Glühkopfgetriebe mit Austauschmotor handelt.
Halb- und Volldiesel-Verkehrs-Bulldogs hat es ab Werk nicht mit durchgehenden Kotflügel gegeben. Auch für die authentischen langen Eilern mit Austauschmotor wurden keine neuen (dem längeren Radstand angepassten) Kotflügel angefertigt.
Im Forum wurde das Thema
Trauriger 40PS diskutiert. Auch den 40PS Volldiesel-Motor könnte man prinzipiell an ein Glühkopf-Getriebe schrauben - also auch an ein Eilbulldog-Getriebe. Dieser Bulldog war aber auch nur ein gewöhnlicher D4016 der die Bleche verpasst bekommen hat. Mir ist unerklärlich, wie er ein H-Kennzeichen bekommen konnte. Anscheinend geht man vor lauter Blech an offizieller Stelle mittlerweile davon aus, dass das bei einem Lanz so sein muss.
Der einzige authentische Volldiesel-Verkehrsbulldog den ich kenne, ist wie gesagt in Band 4 von Kurt Häfners Lanz Reihe auf S. 103 zu sehen (siehe auch Michael Bachs "Alle Traktoren von Lanz" auf S. 497). Ich weiß leider nichts näheres über das Getriebe oder gar die Geschichte des (oder der) Bulldogs. Er hat aber auch keine durchgehenden Kotflügel. Auch ob die angegebene Typenbezeichnung so verwendet wurde ist mir nicht bekannt.
Vom 40er kenne ich noch nicht einmal einen Ackerschlepper, der ein Glühkopfgetriebe hätte, geschweige den einen Eilbulldog. Der einzigen Bulldog der in diese Richtung geht ist dieser 40PS Volldiesel:
40PS Phantasiebulldog im Umbaubulldog-Register. Der Erbauer soll der gleiche gewesen sein, der den Umbauversuch mit dem Fünfgang-Getriebe und dem Halbdiesel-Motor unternommen hat.
Grüße Philipp