von Frank K. » 04.09.2016, 15:37
Guten Tag.
Ich kann zwar nicht ganz direkt auf die Frage eines Nachbau-Kolbens für einen D9506 mit Langzeiterfahrung antwort geben. Jedoch läuft seit kurzem in meinem D8506 ein Nachgusskolben von Egelmeers. Dazu kann ich diverse Fakten nennen, die vielleicht wichtig sein könnten.
Gekauft habe ich den Kolben im April 2016 an der Messe in Sinsheim. Beim Kolben waren dabei: 4 Kolbenringe, 4 M8-Schrauben, 1Oelrohr, 1Kolbenbolzen, 2 Seegerringe.
Gemäss dem Verkäufer sollte ich dem Kolben die Nase etwas abschleifen, die M8 Schrauben fest einschrauben und dann abflexen. Laufspiel 0.2mm... Klang nach "so gut wie Einbaufertig".
Möglichst kurz gefasst die ausgeführten Nach-Arbeiten (geschätzte 40 Std. oder mehr...):
-Das Hilfszentrum an der Kolbenspitze zentrisch nachgebohrt.
-Kolben vom hintersten Kolbenring nach vorne mehr abgesetzt und konisch gedreht. (Wegen der Wärmeausdehnung).
-Innen am Kolben Material (Gewicht) weggeschliffen und gebohrt. Der Nennmass 227mm Kolben ist weniger als 1.3kg schwerer als der Originale.
-Die Bohrungen für den Kolbenbolzen mit Honahle nachgearbeitet, damit der Kolbenbolzen überhaupt mit vernünftiger Kraft hineingeht.
-"Auslass-Schräge" und Kolbenspitze gemäss Original Kolben nachgefräst.
-Beim "Einlass-Radius" stellenweise 4mm mit Winkelschleifer weggeschliffen und etwas poliert.
-Kolben am Schluss sauber entgratet und verputzt.
-Aus den M8 Schrauben originalgetreue Verdrehsicherungen gedreht und gefräst.
-Neues Oelrohr nachgefertig, weil das gekaufte nicht in die Schmiervase hinein reichte...
-Kontermutter M14x1.5 für Oelrohr selber hergestellt...
-Bei den Kolbenringen an der Aussparung für die Verdrehsichenrung ca. 0.5mm weggeschliffen, weil der Kolbenring sonst nicht in die Nute gegangen wäre.
-Den Kolbenbolzen etwas probiert zu polieren, weil noch die "oszillierspuren" vom Rundschleifen vorhanden waren... Ist halt alles Pfusch, der Schleifer hatte nicht die Geduld die Rundschleifmaschine "Ausfunken" zu lassen (mehrmaliges hin und herpendeln bei erreichen des Fertigmasses).
Weiter fluchtet die Gewindebohrung vom Oelrohr nicht mit der grösseren Bohrung (Stufenbohrung) wo der Kopf des Oelrohrs versenkt wird.
Die originalen Kolben waren angeblich aus Perlitguss. Zumindest ein ziemlich zäher Guss, welcher sich schlecht befeilen Lässt. Die nachgebauten sind wohl aus Grauguss.
Der Hauptvorteil ist die gute Bearbeitbarkeit. Diese ist auch nötig...
Das Kolbenhemd habe ich nicht überarbeitet. Wäre bei der rauhen Oberfläche aber nötig gewesen. Jedoch musste der Zylinder etwas grösser ausgedreht werden, als vorgesehen.
Das Kolbenhemd ist ca 0.03mm Zylindrisch! Kann man so lassen, ist ja im Vergleich zum Rest ganz gut.
Der vorderste Kolbenring ist 2mm! weiter hinten als der originale (???).
Der Zylinder hat eine Zylindrizität von ca. 0.02mm. (Ausgespindelt bei der Firma ZSW Steffisburg, Gehont bei der Firma Straub Hydraulik Belp. Beides in der Schweiz, RaumThun Bern).
Laufspiel zwischen 0.1-0.15mm.
Die Einlaufphase begann ab dem 20.08.2016. Daher noch keine Langzeiterfahrungen.
Jedoch habe ich kürzlich schon die ein oder andere Steigung bewältigt. Der Oeler fördert momentan noch etwas viel...
Und den Motor habe ich mit einem "Adapter-Flansch" mit Zapfwellenstummel an einer Zapfwellenbremse geprüft (Gestern Abend 04.09.2016). Vom Motor direkt auf die Bremse.
Ich wage zu behaupten, dass die originale Zapfwelle beschädigt worden wäre...
Zu den Messwerten ist zu sagen, dass wegen dem Tieftourigen Lauf anscheinend die Werte nicht so gut erfasst werden können.
Vor der Revision: knapp 30Ps bei ca 520 U/min ergibt 400Nm
Nach Revision: Immer noch 30PS, jedoch bei ca 380 U/min hat er diese noch gut gehalten. Ergäbe rund 550Nm.
Warum und wieso weiss ich (noch) nicht. Sollte eigentlich bei 540U/min 35PS leisten...
Fazit: Falls ich wieder einmal einen Kolben benötige, werde ich den anderswo kaufen.
Originalteile sind nach Möglichkeiten IMMER vorzuziehen.
Habe grundsätzlich mit dem Nachpfusch-Plunder, der von verschiedenen Händlern angeboten wird schlechte Erfahrung gemacht. (1/3 Ausschuss, 1/3Nacharbeit, 1/3 Brauchbar).
Mit freundlichen Grüssen, Frank.