Hallo,
Mit Spannung haben wir den Zylinderkopf abgeschraubt. Nanu?

Ist da ein Mini- Boomerrang auf dem Kolbenboden gelandet?

Das silbrig glänzende Teil steckt jedenfalls fest drin und läßt sich nicht herausziehen. Was ist das? Der gesamte Kolbenboden sieht aus wie eine Mondlandschaft, so auch der gegenüberliegende Teil des Zylinderkopfes. Der Kolbenboden wurde gereinigt und im oberen Totpunkt eine Messuhr aufgesetzt und dann nach außen auf den Zylinder geschwenkt. Lanz gibt hier einen Kolbenunterstand von 0,25mm an oder der Kolben soll plan eben mit der Zylinderoberkante stehen. Mehrmaliges messen ergab einen Wert zwischen 0,59 und 0,6mm Unterstand. Das ist eher ungewöhnlich aber sicher nicht allein der Grund dafür, warum der Kompressionsdruck nur bei 18 bar anstatt 26 bis 28 bar liegt. Mal gucken ob der Kolben paßt, wackelt und Luft hat. Jawohl! Auch dieser Test ist positiv.

Mit dem Finger kann man den Kolben im oberen Totpunkt rund 1mm hin und her schieben, in alle Richtungen....Der nächste Schritt: Zylinder runter. Dazu dreht man den Kolben sinnigerweise auf UT. Eine zweite Person hält den unten rauskommenden Kolben fest, damit sein Hemd nicht an das Pleuel schlägt und schaden nimmt. Nicht das das jetzt für diesen Kolben maßgeblich gewesen wäre, aber so allgemein.Ich stand in Fahrtrichtung links, mein Vater in Fahrtrichtung rechts. Ich: "Ja, Kolbenringe sind noch alle da, der oberste scheint erlahmt zu sein...!" Mein Vater: Ich sehe oben keinen Kolbenring...!"

Aha, das war also unser Mini-Boomerrang im Kolbenboden... Wie uns jetzt die Zylinderschleiferei sagte ist der Motor in der Vergangenheit mal heiß gelaufen, dadurch kam es zum Bruch des obersten Ringes, den es nahezu genau in der Mitte gesprengt hat. Meiner Meinung nach vermutlich wegen untertourigem fahren und/ oder schmutzigem Ansaugsieb vor dem Gebläserad. Das was nicht sofort aus dem Auspuff flog hat sich dann im Motor verteilt. Kleine Bröckchen fanden sich im kompletten Kurbelgehäuse, sie wurden vom Öl an den Wandungen größtenteils festgeklebt. Seltsamerweise haben die Lager von Kurbelwelle und Pleuel offensichtlich keinen Schaden genommen. Alles läßt sich locker leicht und ohne zu haken durchdrehen. Ich hoffte auf ein einfaches ausbauen des Kolbens, wie es von anderen Hobbykollegen teilweise beschrieben wird,doch leider war hier nichts mit Vorrichtungsbolzen reinschieben, um den Kolbenbolzen rauszudrücken...

Das Ding saß recht fest in den Augen des Kolbens. Also mußte der Kolbenbolzen nach entfernen der beiden Seegerringe mit einem Mittelschweren Hammer zur Aufgabe überredet werden. Gut das wir das Kurbelgehäuse vorher gut mit Gut und Günstig- Toilettenpapier rund um das Pleuel zugestopft hatten, denn nachdem die erste Anlaufscheibe von der Erdanziehung Gebrauch machte, rieselten auch schon die ersten ...häh?...was ist das denn?...

...und ich dachte schon mich kann jetzt bei diesem Motor gar nichts mehr überraschen...es rieselten die ersten Kolbenbolzennadeln, aber nicht in der gewohnten Länge. Als erstes fielen vier STück nadeln raus, die genau halb so lag sind wie die "normalen" Nadeln... Einen Bruch schließe ich mal aus, denn es wäre schon Zufall, wenn zwei Nadeln exakt auf der selben Länge brechen und dann auf beiden Seiten die gleiche Fase haben. Nun haben wir 25 Nadeln in voller Länge und die besagten vier Nadeln. Interessant. Das steht so denke ich in keiner Ersatzteilliste, in keiner Lanz- Kundendienstnachricht und auf keiner Internethomepage. Na gut, jetzt hier: Prämiere...

Das Pleuelauge ist top in Schuss! Keine Rattermarken oder dergleichen. Das wird wohl auch der Grund sein für diese sehr ungewöhnliche Nadelbestückung. Die beiden halb so langen Nadeln verlangsamen ein ungleichmässiges Einlaufen des Pleuelauges. Genial, genial einfach!

Der Zylinder liegt bei der Zylinderschleiferei. Kolben mit dem ersten Übermaß 85,5mm ist bestellt.
Bilder folgen.
Gruß Gordon