Hallo Michael und natürlich auch hallo an die mitlesenden Veteranenfreunde.
Leider war ich noch nie in Werxhausen und zu meinem größten Bedauern habe ich es auch nicht zum Felddankpflügen geschafft.(selten habe ich mich so über eine verpasste Veranstaltung geärgert- es ging aber nun mal nicht) Ich bewege mich auch noch nicht annähernd so lange in der Alttraktorenszene wie Du, habe aber auch den Eindruck dass sich die inflationäre Entwicklung nachtteilig auswirkt oder ausgewirkt hat. Für mich war der Bulldog von Geburt an da. Mit dem hat mein Großvater gearbeitet. Selbstverständlich. Ich dachte immer der wäre ein Einzelstück. Kein Mensch würde außer meinem Opa mit so einem vorsintflutlichen Eisentier arbeiten, dafür gab es ZT und Belarus. Tip-Top. Im Museum natürlich, aber Gott wie langweilig. Ein Klettergerüst auf das man nicht rauf darf…Ich bin dann irgendwann eines besseren belehrt worden. Gab ja doch noch ein paar mehr, die dann plötzlich doch fast alle weg waren. So um 1990 rum. Heute weiß man ja, dass der zweite Exitus der Bulldogs (so nenne ich den NSW-Export mal spaßeshalber) schon früher, Anfang der 80er, angefangen hat. Wie war das mit Kulturgut?! Na ich schweife ab. Mein Opa jedenfalls hat den Rummel um die Bulldogs nicht verstanden, Brokstedt, Leipzig: hunderte. Unvorstellbar! Chrom und Messing an den Treckern, Wimpel und Aufkleber. Kein Mensch der mit einem Bulldog arbeiten musste käme auf diese Ideen (außer beim Zirkus und tatsächlich hörte ich die Zirkusbulldogausrede schon des Öfteren). Das ist wohl so und wir drehen das Rad nicht zurück- da hätte man ggf. früher anfangen müssen, aber der Versuch gegenzusteuern ist natürlich legitim und dankens- bzw. unterstützenswert.
Das Problem der vielen Treffen ist ja nicht neu- siehe Hammelburg. Neu ist das viele Veranstaltungen mit Traktoren aufwarten (oder gefüllt werden), die man eher als Gebrauchttrecker denn als Oldtimer bezeichnen muss. Wenn man auf dem Weg zum Treffen Traktoren auf den riesigen Feldern arbeiten sieht, die dann eine Stunde später auf dem Festplatz erscheinen, hat das m. M. wenig mit Veteranensport zu tun. Da ist mir auch egal ob es sich um einen Mannheimer, Petersburger oder einen Schlepper aus Freising handelt, egal wie imposant oder „kultig“ die sind. Meist sind die Fahrer ja nette Leute, die einfach auf ein Treckertreffen wollen und der Platz wäre ja sonst leer geblieben… Aber eben keine Veteranen. Punkt. Diese 30 Jahre Gesetzmäßigkeit ist doch Käse, waren glaub ich sogar mal nur 25. Nur weil es in irgendeinem § steht… Letztlich ist es die Technik von heute, auch wenn sie vor 30 Jahren gekauft worden ist. Noch viel störender finde ich aber so kommerzielle Veranstaltungen wie Mela, Norla oder so bei der wir vor den Karren gespannt werden. Veranstaltungen wo Leute Eintritt, Aussteller Standgebühr bezahlen und irgendeine Agentur/Messebauer verdient. Alttraktoren lassen sich ja so super als billige Attraktionen gebrauchen und alle machen mit. Da wünschte ich mir einen Ruck in der Szene.
Wie man das Problem für den Nachwuchs an alte Schlepper zu kommen löst, weiß ich auch nicht. Beharrlichkeit allein reicht selten. Ohne dickes Portemonnaie vom Vater geht kaum was (wobei man dann immer fürchten muss, dass das dicke Portemonnaie, oft gepaart mit zwei linken Händen, eine Spur der gespachtelten Verwüstung mit Eilerkotflügeln hinterlässt [etwas mehr Toleranz Herr Autor ]). Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das alles werden ich oder wir kaum auf die Schnelle ändern. Was ich mir wünschte wäre ein kleinwenig mehr Kritikfähigkeit der Masse oder wenigstens der Wortführer in der Szene, kritisches Denken. Dass es den Trend in diese Richtung gibt zeigen, die Diskussionen um Restaurierungsstandards (siehe die derzeitige Paralleldiskussion um den 40er Volldiesel „Eil-Bulldog“ bei ebay) und Veranstaltungen wie etwa die der Hildesheimer oder diverse Leistungspflüger Wettbewerbe für Veteranentraktoren.
Noch ein Wort zu Hammelburg möchte ich mir nicht verkneifen: der Sinn oder Unsinn einer weiteren Interessenvertretung, eines Dachverbandes oder wie auch immer man diese Veranstaltung nennen mag ist über Jahre in vielen Vereinen diskutiert worden. Den ursprünglichen Zweck, Terminkoordination, an sich wichtig und wünschenswert, hat sie bereits in den 80ern nicht erfüllt. Dieses Ziel hat man denn auch aufgegeben und widmet sich politischen und fiskalischen Themen deren sich Deuvet, VFV oder inzwischen auch allgemeine Automobilclubs bereits kompetent und wohl auch einflussreicher angenommen haben. Wie soll man sich also zu dieser Vereinigung positionieren?? Meiner Meinung nach macht Hammelburg keinen Sinn, jedenfalls nicht für „die Szene“ wie man so sagt. Es ist allenfalls ein gemütliches Treffen einiger Clubvorstände (aktiv oder a. D.) und Leuten die Zeit haben, sag ich mal völlig wertfrei.
Es grüßt der Norman (mit erhobenem Zeigefinger)