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Austausch Kolbenringe - was geht...?

Alles über Lanz-Bulldog, Halb- und Volldiesel. Beiträge ab 2010.

Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon Sugar13 » 16.01.2018, 08:47

Hallo,

möchte hier nochmals explizit das Thema "Austausch der Kolbenringe" zur Diskussion stellen.

Lt. Handbuch ist ja beschrieben, dass der Austausch möglich ist, wenn die Abnutzung, d.h.
Splatmass größer 2,0 mm ist.
"...neue Kolbenringe müssen erst einlaufen, bevor sie dichten...".

Andererseits wurde hier im Forum schon erwähnt, dass die Ringe nicht ohne Honen vom
Zylinder ausgetauscht werden sollen.

In meinem Fall ist der 1. Ring mit einem Spaltmass von 3,2 mm definitiv abgenutzt. Die Ringe
2 , 3 , 4 haben ein Spaltmass von 1,5-2,0 mm.

Folgende Fragen nun dazu:
1) Ist der Ringaustausch auch ohne Honen möglich?
2) Kann man auch nur einzelne Ringe, in meinem Fall der 1. Ring austauschen?
Oder sollte dann generell alle getauscht werden?
3) Gibt es bei einer Nachbestellung der Ringe was zu beachten?
4) Gibt es Qualitätsunterschiede? Oder kann man überall bestellen?

Cu Robert
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon Lanz-Timo » 16.01.2018, 09:33

Hallo,
es gibt 3-Arm Hongeräte für die Bohrmaschine für ca. 30,- zu kaufen.
Damit kannst du den Zylinder etwas bearbeiten.
Es glättet zumindest einigermaßen.
Die Stoßkannte würde ich vorher wie Oskar schon gesagt hat mit dem Dremel oder sonstigem Werkzeug
wegschleifen.
Neue Ringe bekommst du problemlos.(Dreyer,....usw)
Du musst nur den richtigen Durchmesser angeben.
Gruß, Timo
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon RT-andreas » 16.01.2018, 17:26

Neue Ringe und honen hat den einfachen Grund, dass die Ringe besser einlaufen. Zum einen hält die kreuzweise "eingegrabene" Honspur das Motoröl besser an der Wandungund erleichetr so das Einlaufen ohne (punktuelle) Fresserchen und zu anderen bleibt nach neuem Honen und Einlaufen dann auch im Betrieb noch etwas Honspur übrig was das Öl dann "festhält".
Honen bei Zylindern hat nur die Aufgabe einen tragfähigen Ölfilm auf der Oberfläche zu etablieren, eine polierte Buchse ist da kontraproduktiv. Beim Motor sind die Spiele so groß wegen der Wärmedehnung dass Honen da von der Passform her garnix bringt, das bleibt anderen Baustellen wie Pumpenstößel... überlassen die auch ohne Dichtung dicht sein müssen (Ölpumpe)
Es braucht dafür bei den langsam laufenden Motoren auch kein Hongerät, selbst ne Dachlatte umwickelt mit Wellpappe so dass der Plunger recht stramm in der Bohrung sitzt reicht aus, wenn man als äußere Schicht feines Schmirgelleinen drumklebt. Dann mit dünnflüssigem Öl benetzen und wie beim Honen üblich mit drehender Bewegung vor rück das kreuzweise Tragbild in die Lauffläche einarbeiten. Hauptsache man hat wenigsten etwas Oberflächenrauhigkeit fürs Öl, glatt ist immer schlecht. Nach dem das Tragbild gut zu sehen ist richtig sauber machen, das vorher aufgebrachte "Honöl hilft da schon da es den Abrieb in Schwebe hält und es sich so gut auswischen/spülen lässt.
Wegen Fraßspuren am Kolben, ne Diamantfeile (zur Not auch 1-2 Nagelfeilen) ist ganz gut. da Guss recht porös sein kann ist Schmirgel wie bei Alu ungeeeignet, es könnten sich Schmirgelkörner ins Holbenhemd setzen und dann im Betrieb "weiterarbeiten". Den Kolben danach mit MoS2 Pulver bürsten oder mit Molykotespray einsprühen am Kolbenhemd, den Ringbereich nicht. Auch das fördert die Notlaufeigenschaft und vermeidet Fresser. Da neue Ringe einlaufen müssen, kann man die Buche nicht mit dem Zeug bürsten, da würde das Einlaufen ewig dauern. Wer will und drankommt kann auch Einlauföl am Anfang verwenden, dadrin sind Additive die bei hohem Druck trennen und gleichzeitig Material abtragen. So tragen sich Spitzen schneller ab ohne dass die Fressneigung steigt. danach dann normales Öl wie gehabt.
Wie immer bei den alten Dingern ist nicht der Masstab moderner Motoren anzulegen es geht alles auch etwas gröber, einfacher hat früher ja auch geklappt.
Gruß andi
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon Sugar13 » 18.01.2018, 09:21

Hallo,

Danke für die Tipps und die ausführliche und kompetente Erläuterung zum Thema Honen.

Jetzt hätte ich noch folgende Anliegen:
1) Austausch nur vom 1. Ring der nachweislich verschließen ist oder
gleich alle 4 Ringe? Ist keine Kostenfragen sondern was macht Sinn?
2) Macht es Sinn den Kolben zusätzlich noch zu polieren? Mit Filzscheibe und Paste?

Danke
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon RT-andreas » 18.01.2018, 09:51

Was macht Öl an einer extrem glatten Fläche? Wie beim Zylinder ist eine minimalrauhe Oberfläche günstig. Deswegen waren die Dinger auch ab Werk nur feinstgedreht und auch das nur an den Stellen die Führung bringen, der Rest eh Guß roh. Eventuell könnte man Ölkohlebildung auf der Nasenseite durch glattere Oberfläche etwas verzögern, aber der Aufwand dafür....
Es gibt eigentlich nur einen Grund Kolben zu polieren (auch das nur für ganz leichte Rennkolben mit extremer Belastung nicht unsere hier) und das bezieht sich auf die Haltbarkeit. Wenn der, am besten geschmiedete, Kolben grenzbelastet ist kann man durch polieren innen an Hemd und Kolbenbolzenauge/Übergang eventuelle Kerbwirkungen von Poren etc minimieren. Das spielt aber bei unseren Gußbrocken echt keine Rolle. Zudem Poliermittel, Gußeisen, Poren wie bekommt man da alles wieder weg? Leute wenn man laut Werksangabe einen Verschleiß bis zur Überholung im mm-Bereich haben darf ist alles im hundertstel mit hohnen, polieren... sowieso irgendwann für die Katz, da schlicht weg durch den Auspuff..... also hohnen für gute Ölhaltung beim Einlaufen und danach machts es was es will.
Ich hab damals den Kolben an den Frassstellen überfeilt, dann alles mit Glasperlen einheitlich ölkohlefrei matt gestrahlt und Laufflächen ohne Ringbereich mit MoS2 Gleitspray überzogen basta und tut.
Ringfrage, wenn die alten noch in der Toleranz würde ich die lassen, 1-2 gernzwertige erneuern. Die oberen stehen für Kompression, die unteren streifen das überschüssige Öl ab. Alle neu, ölt es gut bis zum richtigen Einlauf, insofern könnten eingelaufene untere Ringe die Sauerei womöglich verkürzen?
Der Glühkopf kam kurz nach der Dampfmaschine technisch gesehen und die lief sogar mnit Kolbendichtungen aus Hanfseilen... also keine Klimmzüge oder CAD-CNC-Anforderungen an die Konstruktion /Bearbeitung stellen. Son Glühkopf hält nachweislich weit über 10.000 Betriebsstunden und das unter Last wi in der Landwirschaft üblich, die neuen Motoren der ElektronikComputergeneration dagegen....so schlecht war also das damals nicht sonst wären die Motoren heute unkaputtbar und nicht großteils schlechter was die Zuverlässigkeit angeht.
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon Rohoelzuender » 18.01.2018, 10:52

Hallo,

Hier geht´s aber nicht um eine Dampfmaschine und auch nicht um einen Glühkopfmotor, der sogar mit aufgeschnittenen Cola Dosen als Pleuellager- Spielausgleich läuft. :wink: Beim in der Szene genannten "Volldiesel" hat Lanz das maximal mögliche versucht. Wie wir heute wissen sind die Volldieselmotoren anfälliger als z.B. die vergleichbaren "Halbdieselmotoren", sprich Zweistoffmaschinen. Das liegt vor allem an der höheren Kompresssion und der damit verbundenen höheren Belastung der beteiligten Teile, mechnanisch und thermisch. Einfach gesagt, bei gleicher Betriebstundenzahl, Belastung und Wartung von Glühkopf-, Halbdiesel- und Volldieselmotor wird ein Glühkopfmotor immer besser abschneiden als ein Halbdieselmotor, ein Halbdieselmotor immer besser abschneiden als ein Volldieselmotor, was das Verschleißbild betrifft.

Gruß Gordon
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon Sugar13 » 18.01.2018, 12:03

Hallo Andreas und Gordon,

Danke für die Informationen. Werde nun so vorgehen...

1) Erhabene Grate o.ä. am Kolben mit Diamantfeile egalisieren.
2) Zylinder mit Dreiarmhone honen. Kante vorne vor 1. Ring mit Dremel brechen.
3) Kolbensicherungsstifte erneuern.
4) 1.+2. Kolbenring erneuern.

Das sehe ich jetzt so als Resumee aller dienlicher Hinweise hier im Forum...DANKE...
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Re: Austausch Kolbenringe - was geht...?

Beitragvon RT-andreas » 18.01.2018, 16:49

Ja ein Halbdiesel hat etwas mehr Literleistung aber auch da gilt das :"Das liegt vor allem an der höheren Kompresssion und der damit verbundenen höheren Belastung der beteiligten Teile, mechnanisch und thermisch." verglichen mit heutigen Motoren und deren Fertigungsmethoden so wie ich es beim Glühkopf beschrieben habe. Allein heute die Kolben innengekühlt und geschmiedet mit Einsätzen für/gegen Dehnung..... Bei allen Glüh Halb Volldiesel von damals kein Thema, erst mit dem Turbo kam es dann langsam in Mode.
Ich wollte auch nur aufzeigen warum man auch heute nicht alle Register ziehen muss bei der Überholung siehe Verschleißangaben ab Werk bis zur fälligen Überholung. Setzt man die in Relation zu manchen Spielangaben die "nötig" sind beim Überarbeiten erkennt man schnell wie abwegig das sein kann, nur darum gings.
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