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Schwungrad Keil

Alles über Lanz-Bulldog, Halb- und Volldiesel. Beiträge ab 2010.

Schwungrad Keil

Beitragvon Lanz204 » 14.04.2016, 15:41

Guten Tag nach meinem ersten Probelauf nach der Restauration hat sich die schwungscheibe bei meinem 1616 gelöst. Der Keil ist ganz hinein geschlagen, die Schwungscheibe hat jedoch ein wenig Luft. Ich habe nachgemessen und festgestellt die Kurbelwellen Nut ausgeschlagen ist.
Wie kann ich dieses Problem beheben? Aufschweißen und auspfeilen? oder gibt's da bessere Lösungen ?

Danke im voraus
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon Seitenglüher » 16.04.2016, 06:50

Hallo, hier im Forum wird dieses Problem schon mal diskutiert unter "D 1616 Schwungradprobleme" vom 25.03.2013. Gib`s mal in die Suchfunktion oben ein! Genau so hat ein Bekannter das Schwungrad an seinem 2206 repariert. Das hat hervorragend funktioniert, und die Kosten bleiben auch im Rahmen. Wichtig wäre dabei, dass die Kurbelwelle nicht unter Maß ist. Viel Erfolg!
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon bulli1706 » 18.04.2016, 12:51

Dieses Thema begleitet viele Bulldogs jetzt in der Oldtimerszene.
Der Grund ist recht simpel aber wenig bekannt.
Ursache ist die untypische zylindrische Befestigung der Schwungscheibe und ein physikalisches Gesetz.
Nach dem Trägheitsgesetz möchte die schwere Schwungscheibe stehen bleiben, wenn der Bulldog anspringt.
Und sie möchte beim Gaswegnehmen mit hoher Drehzahl weiter laufen.
Da der Bulldog sehr temperamentvoll auf den Gashebel reagiert, herrscht also ein ständiger Reibungsprozess zwischen der temperamentvollen Kurbelwelle und der trägen Schwungscheibe.
Ab Werk war das Spaltmaß zwischen Kurbelwelle und Schwungscheibe noch gering und die Auflage= und Kraftübertragungsfläche entsprechend groß.
Außerdem versahen überwiegend nur gut geschulte Kräfte Wartungs= und Reparaturarbeiten am Bulldog.
Darum wurde das Problem mit dem losen Schwungrad erst in der Oldtimerszene deutlich.

Wer sich bewusst wird, dass nicht der Keil die Kraftübertragung bewerkstelligen soll sondern die Reibfläche zwischen Schwungrad und Kurbelwelle gegenüber dem Keil, wird die Ursache besser verstehen und eher auf Abhilfe kommen. Darum mein langer Text zu diesem Thema.
Leider muss das Schwungrad beim Halb=und Volldiesel-Bulldog für Reparaturarbeiten an Regler, Öler und Dieselanlage herunter. Beim Aufsetzen wird oft übersehen, dass die Reibflächen fettfrei bleiben müssen.
Dann entsteht trotz gut eingeschlagenem Keil eine unaufhörliche Drehneigung zwischen Kurbelwelle und Schwungrad, bei der der Keil von beiden Seiten behämmert und gestaucht wird und das Spaltmaß durch Reibungsverschleiß zunimmt. Der Keil wird lose und wandert nach außen, und die Schwungscheibe macht sich durch Klappern bemerkbar.
Dann nutzt auch ein festgeschweißter Keil wenig, weil er die Drehneigung zwischen Schwungscheibe und Kurbelwelle und den Verschleiß beider Teile nicht verhindert.

Wenn das Schwungrad noch nicht gerissen und die Kurbelwelle noch nicht übermäßig eingelaufen ist, hilft eine sehr einfache Lösung. Dazu müssen die betroffenen Reibflächen absolut fettfrei gemacht und mit Loctite Schraubensicherung bestrichen werden. Nach dem Aufsetzen des Schwungrades wird der Keil ohne Loctite ganz normal nach Vorschrift eingeschlagen. Neustart erst nach Aushärtung frühestens nach 24 Std.
Die Schraubensicherung verhakt jetzt beide Reiboberflächen miteinander und verhindert die schädliche Drehneigung.
Wenn die Schwungscheibe zwecks Reparaturarbeiten mal wieder runter muss, lässt sich die Schraubensicherung durch Erwärmen aufweichen. Darum darf sie nicht hitzebeständig sondern nur ganz normal sein.

Von "Seitenglüher" wurde auf eine sehr interessante andere Lösung hingewiesen. Es ist die frei käufliche Spannhülse, die innen zur Kurbelwelle passen muss. Das Außenmaß wird in die Schwungscheibe ein gefräst.
2 Bilder stammen aus diesem Forum von "Backes" vom 26.03.2013, das 3. von mir.
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon Lanz204 » 18.04.2016, 17:45

Hallo vielen dank für die Vorschläge. Ich habe nun vor mir einen Spannsatz zu holen nur meine Schwungscheibe sieht anders aus,als die auf den Bildern. Ich habe gemessen wie es mit einem 55x71 Satz passt und festgestellt das die Schungscheibe zur regler seite dünner wird und nur noch eine dünne Kante über bleiben würde. Nun bin ich mir nicht sicher ob die Schwungscheibe dies Aushält :kratz:
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon bulli1706 » 19.04.2016, 08:54

"seitenglüher" hat Dir mit seinem Tipp den Beitrag von "Backes" empfohlen.
Mein Tipp: Hier findest Du seinen Beitrag http://www.lanzbulldog.de/forum/viewtopic.php?f=26&t=4316.
Wenn Du Dich einloggst, kannst Du auch mit ihm Kontakt aufnehmen und von seinen Erfahrungen profitieren.
Seine Bilder sind überzeugend und zeigen, dass auch bei ihm nur eine dünne Wand stehen bleibt.
Die soll aber nicht mehr tragen sondern markiert nur noch den Sitz auf der Kurbelwelle.
Die Spannhülse klemmt sich durch gleichmäßiges Anziehen der 9 Verriegelungsschrauben zwischen die neue und unbedingt fettfreie Fräswandung der Schwungscheibe und die ebenfalls unbedingt fettfreie Kurbelwelle.
Gefettet werden nur die Gleitflächen zwischen innerem und äußerem Ring.
Die Spannhülse verbindet die Schwungscheibe mit der Kurbelwelle wesentlich besser als die alte Zylinderbohrung mit Keil.
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon Micha » 22.04.2016, 18:27

Ein Spannsatz ist gut, hab ich auch bereits gemacht. Hält die letzten 6 Jahre bei meinem 2416 vollkommen sicher. In der Regel sollte die Kurbelwelle jedoch ausgebaut werden und die Sitzfläche des Spannsatzes auf der KW begradigt werden. Je ebener die Sitzfläche desto besser hält der Spannsatz.
Eine andere interessante Lösungsvariante ist die Verwendung eines Nachbauschwungrads mit 1mm Untermaß. KW ausbauen, auf Maß drehen (lassen). Eventuell noch Keilnut in der KW aufarbeiten und fertig. Hab ich bei 2 Bulldogs gemacht - funktioniert bestens.
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon Lanz204 » 22.04.2016, 20:16

Vielen dank für die Ideen und Erfahrungen, Ich habe mir nun einen Spannsatz bestellt und hoffe das es dann klappt :)
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Re: Schwungrad Keil

Beitragvon LanzDGF » 03.06.2016, 09:58

Hallo zusammen.

Genau das gleiche Problem hatte ich auch an meinem 2016.
Nach langem überlegen habe ich mich auch für einen Spannsatz entschieden.
Ich habe diesen hier verbaut: https://www.maedler.de/Article/61565500
Bei diesem muss man nur 8mm ausdrehen und überträgt ein Drehmoment von 2730Nm.
Für den Spannsatz und Ausdrehen vom Schwung habe ich 80 Euro bezahlt.
Hält auch obwohl die Kurbelwelle teilweise etwas eingelaufen ist.

Gruß Christoph
Dateianhänge
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