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Motor Halbdiesel D6006

Alles über Lanz-Bulldog, Halb- und Volldiesel. Beiträge ab 2010.

Motor Halbdiesel D6006

Beitragvon ChristianK » 12.05.2014, 21:37

Moin,
nach längerer Zeit wollte ich mich mal wieder hier zu Wort melden und folgendes Problem in die Runde werfen:

Es geht um einen Halbdiesel D6006 mit starken Schäden am Kolben.
Ganz kurz die Vorgeschichte:
Es ist ein Zylinder mit etwa 196er Bohrung, vor Einbau des aktuellen Kolbens gehont.
Der Kolben lief vorher in einem anderen Zylinder und ist durch eine Firma bearbeitet worden. Die vorgeschriebene Form (konisch ballig) konnte allerdings nicht hergestellt werden. Die Kolbenringe sind neu gemacht worden. Viel mehr weiß ich von dem Instandsetzungsprozeß nicht, da ich nicht dabei war.

Bei starker Beanspruchung ist der Kolben mal festgelaufen, was auf die schlechte Passung zurückzuführen ist, Öl ist genug da.
Der Kolben hat nun starke Verschleißerscheinungen und Beschädigungen auf der Lauffläche, insbesondere am Feuersteg. Darüber hinaus sind die Ringnuten beschädigt und es gibt Schleifspuren über die gesamte Kolbenlänge. Den Kolben würde ich als Schrott bezeichnen und möchte nun einen Ersatzkolben einbauen. Mein Favorit: Ein neuer Nachbau.

Aber:
Man hat mir geraten, nicht einen neuen Kolben mit 196 mm Durchmesser zu verwenden, das wäre einfach zu viel des Guten.
Gründe: Die Massenverteilung des Kolbens wäre zu ungünstig, er wäre vorne zu schwer und hätte auch insgesamt ein zu hohes Gewicht. Darüber hinaus wäre es nicht ganz unbedenklich, so einen Zylinder auf 196 aufzubohren, da man nie genau sagen kann, wie viel Wandstärke denn eigentlich noch übrig ist und ob mann nicht, wenn man Pech hat, mit einem Wassereinbruch rechnen müsste.

Was ich möchte, ist folgendes:
Ich möchte den Bulldog in einen zuverlässigen und leistungsfähigen Zustand bringen. Dabei möchte ich weder das Risiko eines Wassereinbruchs noch das eines erneuten Kolbenschadens nach vielleicht 1-2 Jahren eingehen.

Der Kolben ist Schrott, da wird nicht mehr drüber diskutiert. Aber ich würde nur schweren Herzens den Zylinder verwerfen wollen, schließlich ist das ein Bauteil, welches nicht unbedingt mehr an jeder Ecke rumliegt. Einen 196er Kolben könnte ich bekommen, aber wahrscheinlich mit einem höheren Aufwand als beispielsweise bei einem 192er. Ich habe mir sagen lassen, dass das dann nicht mehr die gleiche Gussform ist aufgrund der Materialstärken. Genaueres weiß ich dazu aber leider auch nicht. Einen gebrauchten Zylinder könnte ich auch bekommen, aber verständlicherweise zu wahnsinnigen Preisen.

Jetzt meine Fragen:
- Wer kann mir von Erfahrungen mit derartigen Übermaßkolben berichten? Kann das dauerhaft funktionieren oder lässt man besser die Finger davon?
- Sollte ich in den sauren Apfel beißen und einen anderen Zylinder beschaffen?
- Ich habe im Internet gelesen, dass es Leute gibt, die komplette Bulldogs aus Neuteilen aufbauen. Das bedeutet, es müsste so einen Zylinder auch als Neuteil geben. Was ist davon zu halten? Ich habe bei so einer Firma mal angefragt, aber leider keine Antwort erhalten...

Besten Dank für die Hilfe!
Christian

P.S.: Eine Sache habe ich noch vergessen: Was ist von der Verwendung einer Laufbuchse zu halten? Grundsätzlich müsste das als "trockene" Laufbuchse ja gehen. Aber geht das auch beim Lanz? Hat das schon mal einer gemacht?
ChristianK
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Re: Motor Halbdiesel D6006

Beitragvon Thomas Tisch » 13.05.2014, 08:54

Hallo,

also neue Zylinder gibt es nicht. Höchstens alter Lagerbestand. Gebrauchte sind in der Tat nicht überall zu haben (ich hab aber noch zwei).

Die Schadensbeschreibung bezieht sich nur auf den Kolben. Was ist denn mit dem Zylinder? Wenn er jetzt 196 hat, dann kann man ihn nicht auf 196 aufbohren. Wenn der Zylinder gut und so gelaufen ist, dann wird ihm ein anderer Kolben auch nicht wehtun. Vorausgesetzt er ist richtig bearbeitet und hat das richtige Spiel.
Ausbüchsen geht, muß aber, wie alles andere auch, eben richtig gemacht werden. Da muß einer aber auch erst mal ne Büchse haben. Schleuderguss in der Größe gibt es nicht an jeder Ecke. Der Vorteil ist, daß man da einen guten, originalen Kolben verwenden kann. da man die Büchse auf Nullmass bearbeiten kann.
Was ist denn an dem Kolben Schrott? Bei 196mm kann man ja ganz schön was abdrehen auf vielleicht 191 oder 192 wenn die Riefen tatsächlich so schlimm sind. Und die Ringnute kann man tiefer und für breitere Ringe nachstechen.

Grüße,

Thomas Tisch
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Re: Motor Halbdiesel D6006

Beitragvon Rohoelzuender » 14.05.2014, 18:27

Hallo,

Ich würde den Kolben abdrehen auf das gewünschte Maß.

Gruß Gordon
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Re: Motor Halbdiesel D6006

Beitragvon ChristianK » 16.05.2014, 19:31

Moin,

vielen Dank für die Antworten!

@Rohoelzuender: Verstehe ich nicht ganz, welches Maß ist denn das gewünschte?

Hier einige weitere Anmerkungen bzw. Details zum Sachverhalt:
An anderer Stelle hier im Forum habe ich ja schon einiges über unsere Sorgen mit dem Bulldog geschrieben. Das Fahrzeug wurde uns teilzerlegt und "teilrestauriert" verkauft. Insbesondere der Motor wurde als "gemacht" bezeichnet. Das war eine fatale Falschmeldung, die wir erst nach und nach als solche identifiziert haben. Einige unserer Tätigkeiten haben die Sache zusätzlich noch verschlimmert und wir kämpfen bis heute damit, die ganzen Fehler wieder auszubügeln. Leider war ich auch an vielen Maßnahmen nicht beteiligt, was ich in Zukunft auch ändern sollte, aber das ist eine andere Geschichte. Ein Themenschwerpunkt ist jedenfalls die Kombination Zylinder/Kolben.

Zum Kolben:
Um das Ganze besser erklären zu können, habe ich ein Foto mit Markierungen beigefügt.
Auf der Auslaßseite ist mal der Sicherungsring des Kolbenbolzens herausgefallen und hat sich zwischen Kolben und Zylinder eingeklemmt. Vom Feuersteg bis zum Bolzenauge zieht sich daher eine tiefe Rille durch die Lauffläche, die Kolbenringe waren durchgebrochen (gelb und rot). Die gleiche Rille gab's natürlich auch im Zylinder, der daraufhin verworfen worden ist.
Die Oberfläche des Kolbens sieht insgesamt nicht gut aus, beinahe gleichmäßig verteilt gibt es kornförmige Ausbrüche, als wäre Material aus dem Alu-Gefüge ausgebrannt oder ausgewaschen worden (grün). Ich weiß allerdings nicht, ob das vielleicht normal ist.
Am Feuersteg wurde regelrecht Material "verschmiert" (pink). Dadurch sind die Ringe und deren Nuten in Mitleidenschaft gezogen worden, zumindest die ersten beiden Ringe sitzen an der Stelle fest. Dann gibt es noch Schleifspuren, die fast über die gesamte Länge verteilt sind (braun).
Die Herkunft des Kolbens kenne ich nicht, er wurde uns damals mitgeliefert. Ob er tatsächlich zum Fahrzeug gehörte, kann ich genau so wenig sagen wie, ob es nicht vielleicht ein Nachbau mit fragwürdiger Qualität ist. Daher bin ich am zweifeln, ob man den Kolben an einen kleineren Durchmesser anpassen kann und Erfolg damit hat.

Zum Zylinder:
Nach dem Schaden mit dem Sicherungsring haben wir uns einen Ersatzzylinder beschafft, der bereits eine Bohrung von 196 hatte. Er wurde lediglich gehont und der Kolben wurde darauf angepasst. Dazu gab's nen Satz neuer Kolbenringe. Das war's leider schon, was ich dazu weiß. Ich weiß nicht, was genau gemacht wurde, nur, dass die richtige, konisch ballige Form nicht hergestellt werden konnte (falsche Firma also...). Meine Maßangaben sind auch nur grob, ich weiß nicht, welches Bauteil wie stark bearbeitet wurde.
Aktuell habe ich mir den Zylinder noch nicht so genau angesehen, aber soweit ich mich erinnere, sieht er längst nicht so schlimm aus wie der Kolben. Dass er so noch verwendbar ist, schließe ich nicht aus. Aufbohren auf 196 geht natürlich nicht, das ist jedem klar.

Nun stellt sich die Frage, welche Lösung erfolgversprechend ist. Ich jedenfalls bin mir sehr unsicher, daher habe ich auch dieses Thema hier gestartet.

Das Ausbüchsen des Zylinders würde mir sehr gefallen, jedoch müßte ich dazu erst mal eine Firma finden, die sowas macht und auch glaubhaft machen kann, dass das funktioniert.
Den Kolben könnte man natürlich abdrehen, aber dazu wüsste ich gern, von welcher Qualität Material und Gussform sind, Stichwort Ausbrüche auf der Oberfläche.
Einen Nachbaukolben könnte ich bis ca. 193 zu einem angemessenen Preis bekommen, inkl. der Zusage, dass es sich um einen langfristig funktionstüchtigen Kolben handelt. Die Aussagen klangen jedenfalls vertrauenserweckend.
Ich habe übrigens ein Angebot vorliegen, bei dem der Kolben durch Laser-Pulver-Auftragsschweißen wiederhergestellt werden sollte, jedoch wurden dafür fast 3000 Euro aufgerufen. Außerdem wurde die Schweißeignung wegen der porigen Oberfläche als fraglich bezeichnet. Ist für mich also keine Option.

Soweit erstmal. Gibt es weitere Meinungen, Ergänzungen, Erfahrungen, Tipps?

Beste Grüße!
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Re: Motor Halbdiesel D6006

Beitragvon thomas schüber » 26.05.2014, 08:55

Hallo Christian mein Kollege Lamdmaschienenmeister mit eigener Werkstatt und mehreren Lanz lässt sich für seinen 60iger gerade Kolben machen mit196iger Mass mit der Wandung gibt es keine Probleme wenn du willst kann ich dir mal seine telnr. geben. Gruss.Schüber
Ein Bulldog kann nicht einzylindrig genug sein.
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Re: Motor Halbdiesel D6006

Beitragvon ChristianK » 26.05.2014, 09:52

Hallo Thomas,
ich habe mit einem telefoniert, der alle Lanz-Alu-Kolben nachbaut, und das seit Jahren. Der meinte, bei etwa 193 wäre eigentlich eine Schmerzgrenze erreicht. Das muss natürlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber die Aussagen klangen vertrauenserweckend. Insofern sind andere Erfahrungswerte sehr wertvoll und ich wäre Dir dankbar, wenn Du mir die Nr. zukommen lassen könntest. Kannst ja ne PN schicken...

Vielen Dank!
ChristianK
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