36er Halbdiesel - drückt Öl aus Schmierölbehälter

[Lanz_3606]

Hallo Lanz-Gemeinde,

gestern hatte ich große Probleme meinen 36er Halbdiesel zu starten, als er endlich auf Benzin mit Summer gelaufen ist, hat sich Öl aus dem Ölbehälter gedrückt und ich habe ihn sofort wieder abgestellt.

Rahmenbedingungen:
- der Lanz ist seit ca. 5-6 Wochen nicht mehr gelaufen, davor im Sommer fast jedes Wochenende zu Ausfahrten.
- leider war er in dieser Zeit ausnahmsweise auf einem Stellplatz im Freien ohne Abdeckung abgestellt, der Auspuff jedoch mit einem Eimer oben abgedeckt. Frost gab es bisher keinen.
- Er springt grundsätzlich immer super auf Benzin/Dieselmischung an.
- der Ölbehälter war auch zu dieser Zeit ziemlich voll, da ich beim letzten Nachfüllen etwas zu großzügig war. Das war aber auch schon bei der letzten Ausfahrt so voll und kein Problem. Das Öl für den Pumpenantrieb habe ich ebenfalls vor einigen Ausfahrten bis zum Maß der Kontrollschraube aufgefüllt.
- Getriebeöl wurde kürzlich gewechselt, aber auch danach bin ich schon wieder gefahren.
- vor dem ersten Starten habe ich das Schwungrad hin- und herbewegt und leichte Kratzgeräusche vernommen, die dann aber sofort (5-10 Pendeln) merklich nachgelassen haben (Rost durch Wasser im Zylinder?)
- Den Auspuffsammeltopf unter dem Wirbelschalldämpfer habe ich auch geprüft, der war aber leer.
- Kühlwasserstand nicht merklich verändert, auch kein Öl im Wasser/Kühlflüssigkeit (Frostschutz bis -35 Grad drin)
- nachdem er beim Starten mit Summer und Pendelstarter sowie voller Batterie nicht angesprungen ist, habe ich die Zündkerze ausgebaut.
- Die Zündkerze war nass und aus der Öffnung im Kopf ist eine Öl-, Benzin-, Wassermischung ausgetreten.
- Ich habe mit ausgebauter Zündkerze einige Male am Schwungrad den Motor in beide Richtungen durchgedreht, es lief weiterer schwarzer Schmodder mit Wasseranteilen heraus.
- nach weiteren Startversuchen lief der Motor kurz an und ging dann wieder aus, weißer Rauch kam aus dem Kamin (Wasser?)
- beflügelt durch diesen "Erfolgsversuch" habe ich einige Male die Zündkerze immer wieder herausgedreht, getrocknet und den Lanz erneut gestartet. Irgendwann ist er dann gelaufen, bis nach ca. einer halben Minute der Schmierölbehälter oben an der Einfüllöffnung übergelaufen ist.
- Dieses übergelaufene Öl sah allerdings nicht danach auch, als dass es mit Wasser versetzt ist. Normalerweise wird auch bei Inbetriebnahme des Motors das in der Kurbelkammer zusammengelaufene Öl durch die Rückholpumpe wieder hoch in den Behälter gepumpt.
- ich vermute, dass doch irgendwie Wasser durch Regen oder Kondens (über Kamin/Luftfilter/Schmierölfilter) in den Brennraum oder Kurbelwellengehäuse gelangt ist, auf Kühlwasser oder Kopfschaden tippe ich eher nicht.
- Der Motorlauf war wie immer, keine besonderen oder gar besorgniserregenden Geräusche, außer dem weißen Qualm (wahrscheinlich vom Wasser).

Ehrlich gesagt kann ich mir nicht vorstellen, dass es eine größere Sache ist, der Lanz lief immer top. Auch im letzten Winter nach 5 Monaten Standzeit in der Scheune ist er sofort angesprungen. Ich will nur keinen Schaden riskieren, deshalb bin ich um weitere Tipps/Maßnahmen dankbar.

Gruß, Steffen

[Winzer]

hallo Steffen,

kommt einem schon sehr ungewöhnlich alles vor...
Meiner Meinung nach kannst du den Gedankengang mit dem Kondenswasser wieder vergessen, denn soviel kann sich da nicht bilden in der kurzen Zeit, denke da eher an 3 Dinge:
- Wasser dringt über den Kopf in den Zylinder ein oder
- jemand hat Dir einen "Streich" gespielt mit Wasser oder
- Wasser oder Öl über den Luftfilter ins Kurbelgehäuse

Irgendwo muss man dann mit der Suche nach der Ursache beginnen, ich würde als erstes den Luftfilter mal demontieren und prüfen
Hast Du beim Laufenlassen mal in die Kühlwasseröffnung geschaut? Kam da "Sprudel" hoch?

Wenn der Schmierölbehälter überläuft kann das nur aus dem Sumpf vom Kurbelgehäuse kommen, zuvor war diese Flüssigkeit im Brennraum bzw Zylinder oder Luftfilter.

Na dann viel Erfolg beim Suchen und Finden.

Gruss Michael

[LanzSchweiz]

Hallo Steffen
Ich würde mal den Oelbehälter leeren oder zumindest schauen was unten rauskommt. wenn du irgendwie Wasser drinnhast ist das unten im Behälter und wird als erstes vom Oeler zu den Schmierstellen geleitet. Die Folgen wären Fatal.
Gruss Anton

[Lanz_3606]

Hallo Michael, hallo Anton, danke Euch vorab mal für die Antworten. Das mit der Sabotage hat ein Kollege auch schon angesprochen, kann und will ich mir aber nicht vorstellen. Eure Tipps werde ich mal durchchecken, die Wasser-durch-Luftfilter-Variante erscheint mir am Wahrscheinlichsten. Ich lass mal die Brühe ab, dann weiß ich hoffentlich mehr.

[Socke]

Hallo Steffen,
eine weitere Möglichkeit, wie Wasser in den Zylinder kommt, ist der Einsatz, in den die Zündkerze eingeschraubt wird, der gammelt auch gerne mal und ist nur mit einem Kupferring abgedichtet.
Und: Du darfst den Behälter nur bis kurz unter den Einfüllkragen auffüllen, sonst läuft der gerne mal über. nicht mal das kleine Entlüftungsloch hilft da (bei mir jedenfalls nicht).
Auf jeden Fall mußt Du die Ursache des Wassereinbruchs sicher finden und beheben. Und Öltank saubermachen!

[Lanz_3606]

Hallo Socke, auch Dir danke für die Hinweise. Ich habe heute nochmals mit einem alten Lanzkenner (über 80 Jahre alt) gesprochen, der hat auf die Kopfdichtung getippt. Ich werde mal folgendermaßen vorgehen:

1. Luftfilter checken, mit frischem Öl befüllen.
2. Schmierölbehälter komplett leeren und mit Diesel reinigen, danach mit frischen Öl befüllen
3. Schmierölfilter reinigen
4. Flüssigkeiten Kurbelwellengehäuse ablassen
5. Ölleitungen entlüften, vorölen und nochmals kurz starten, Ölbehälter beobachten
6. Bläschen, "Sprudel" im Kühlwasserbehälter könnte auf die Kopfdichtung hindeuten
7. Kopfdichtung austauschen (wo bekomme ich die her?Muss die geglüht werden?)

Hat jemand noch andere Vorschläge oder andere Reihenfolge? Was ist mit Simmerring Getriebeöl? Kann da vielleicht Getriebeöl (wurde erst gewechselt) reingelaufen sein?
Danke und Gruß,
Steffen

[Socke]

Sorry, aber das mit der Kopfdichtung ist falsch....
Kühlwasserverbindung zum Brennraum besteht nur, wenn der Kopf oder der Zylinder einen Riß haben oder aber über die von mir besagte Stelle (ich hatte das schon...). Die Kopfdichtung dichtet nur den Verbrennungsraum nach draussen ab, mehr nicht.
Volker

[Lanz_3606]

Hallo Volker, Deinem Hinweis mit dem Zündkerzeneinsatz gehe ich natürlich auch noch nach, aber wie und von wo kann dort Wasser eindringen? Der Einsatz liegt ja unterhalb des Schalldämpfers hinter der Blechtür. Ist doch das Teil mit den "Zacken", kann ich das mit einem Hebel herausschrauben oder braucht es da Spezialwerkzeug?

[Socke]

Das Ding ragt durch den Wasserraum durch und ist, wie beschrieben, mit einem Kupferdichtring abgedichtet. Spezialwerkzeug? Mag es geben, mußt evtl Dir was selber beuen, Mutter gibt es wieder zu kaufen, wenn es schief geht.

[Lanz_3606]

Hallo, heute bin ich nun endlich einmal dazu gekommen, mein Problem mit dem Lanz anzugehen.
Folgendes habe ich gemacht:
1. Luftfilter checken, mit frischem Öl befüllen: Hier war der Ölstand recht niedrig, habe komplett alles gesäubert und mit 15W40 aufgefüllt. Allerdings glaube ich nun nicht mehr, dass Wasser durch den LuFi eingedrungen ist.
2. Schmierölbehälter komplett leeren und mit Diesel reinigen, danach mit frischen Öl befüllen: Hier kamen zunächst ca. 1 l Wasser heraus, dann erst floss das alte Öl. Habe alles entsorgt, dann mit Diesel/Benzin ausgewaschen, es kam lange Zeit nur schwarze Brühe, dann wurde es klarer. Anschließend wieder mit HD30 Öl befüllt.
3. Schmierölfilter reinigen. Auch diesen habe ich ausgebaut und gesäubert. Die Filze sind noch ok, aber weiß jemand, wo ich neue herbekomme und was die kosten?
4. Flüssigkeiten Kurbelwellengehäuse ablassen: Auch hier kam erwartungsgemäß erstmal Wasser raus, ca. 0,25 l, dann noch etwas Öl.

Nun wollte ich die Ölleitungen entlüften und vorölen. Leider kam ich hier nicht weiter. In der Anleitung steht: "Nach Füllen des völlig entleerten Öltanks Schmierölanlage entlüften: Saugleitung am Vorpumpöler lösen und Öl ausfließen lassen, bis keine Luftblasen mehr sichtbar werden. Ölleitung wieder anschließen und Vorpumpöler betätigen."

Kann mir jemand sagen, welches die Saugleitung des Vorpumpölers ist? Ich habe folgende Leitungen (siehe Bilder) gelöst, es kam aber kein Öl herausgelaufen, auch nicht, als ich den Vorpumphebel (Nr. 4) ca. 20 Mal mit der Hand hochgezogen habe. Wie oft muss man da pumpen, bis eine zuvor entleerte Leitung entlüftet ist? Anbei auch nochmal ein Bild des lbch, ich denke dass die obere Hohlschraube Nr. 9 der Leitung 16 gelöst werden muss. Ich hatte bislang nur die untere gelöst.

Lanz von unten

Lanz von unten 2

Quelle: http://www.lbch.de/index.php/technisches-9/andere-trecker/halbdiesel?showall=&start=4

ol2_lbch_de.jpg (24.01 KiB) 18647-mal betrachtet

[Lanz_3606]

Das Ding ragt durch den Wasserraum durch und ist, wie beschrieben, mit einem Kupferdichtring abgedichtet. Spezialwerkzeug? Mag es geben, mußt evtl Dir was selber beuen, Mutter gibt es wieder zu kaufen, wenn es schief geht.

Hallo Volker,
Deinem Hinweis möchte ich gerne nachgehen, da ich dies als Ursache für den Wassereintritt als sehr wahrscheinlich erachte. Ich habe heute versucht, den Zündkerzeneinsatz herauszuschrauben, leider ohne Erfolg. Ich habe es mit einem stumpfen Meißel versucht, sowie mit einem kleinen Stemmeisen, wollte aber nichts kaputtmachen. Gibt es noch sinnvolleres Werkzeug hierzu? Ich gehe davon aus, dass es ein normales Rechtsgewinde ist, oder? Wie hast Du das Teil damals heraus bekommen? Kann das festgerostet sein? Hilft vielleicht warmmachen mit Heißluftfön? Läuft mir da irgendwie Brühe/Wasser entgegen, wenn ich das Teil herausschraube? Wie sieht die Kupferdichtung aus und wo bekomme ich notfalls einen neuen Einsatz her, falls er beim Ausbau kaputtgeht?

Zündkerzeneinsatz 36er Lanz

[bulli1706]

hallo Steffen
Deine Beschreibung von wassernasser Zündkerze lässt tatsächlich auf eine verbrauchte Dichtung im Zündkerzenhalter schließen.
Und der muss zum Wechseln heraus.
Damit sich das Gewinde löst, erhitzt Du die Umgebung am Zylinderkopf mit der Lötlampe kräftig und schreckst sie danach mit kaltem Wasser ab.
Das ist ein Trick, den alte Schmiede kennen und auch andere Bulldog-besitzer schon mit Erfolg angewendet haben.
Danach sollte sich der Kronenhalter mit einem selbst erstellten Schlüssel leicht herausschrauben lassen.
Den stellst Du Dir aus einem Eisenrohr her, das genau in die Krone passt und durch eine oder mehrere Querbohrungen mit den notwendigen Mitnehmern versehen werden kann.
Die sollten aus Vierkantstahl bestehen und in die Kronenlücken passen.
Ans Rohrende schweißt Du einen Hebel für Deinen neuen "Steckschlüssel".

Wie es unter Deinem Kerzenhalter aussieht, findest Du in der Ersatzteilliste für Deinen D3606.
Es kann aber auch durch eine verbrauchte Dichtung vom Düsenhalter Wasser in den Brennraum gelangen.
Möglicherweise müssen beide Teile mit neuen Dichtungen versehen werden.
Dabei solltest Du auch kontrollieren, ob die Wasserkanäle im Zylinderkopf frei von Kesselstein sind. Denn der ist oft Schuld an einer Überhitzung und Zerstörung der Gummidichtungen.
Meld`Dich mal wieder, wie es geklappt hat.
mfG.Oskar

[Lanz_3606]

Hallo Oskar, vielen Dank für die ausführliche Erläuterung. Echt ein top Forum hier. Ich habe mal aus der ETL die relevanten Bilder beigefügt, vielleicht interessiert das Thema noch andere Mitglieder. Jetzt muss ich mir noch das Werkzeug bauen, dann kann es losgehen. Werde wahrscheinlich eine neue Kopfdichtung besorgen müssen oder könnte es auch nochmal die alte tun? Was mache ich mit der Verplombung an der Düse?

[bulli1706]

hallo Steffen

Eine neue Zylinderkopfdichtung brauchst Du nicht, wenn die alte unbeschädigt bleibt und das Spaltmaß stimmt.
Da Dein Bulldog vor dem Wassereinbruch gut gestartet hat, sollte eigentlich nur der und seine Ursache behoben werden.
Bei der Gelegenheit empfiehlt sich aber vor dem Abnehmen des Zylinderkopfes eine Überprüfung des Spaltmaßes, damit Du in Zukunft nicht mehr an den Zylinderkopf denken musst.
Dazu findest Du mehr auf meiner Internetseite unter:http://www.oskarsellschopp.de/Technik/Lanz/halb.html
Danach kannst Du selber entscheiden, ob Du so weiter machst oder den vorhandenen 2,2mm Eisenring durch den schwächeren 1,7mm Ring ersetzt.

Für die Abdichtung von Zündkerzen= und Düsenhalter brauchst Du die passenden O-Ringe 160321 und 160322 und die beiden Kupferringe 160325 24x30.
Die Dichtungen zu beiden Wasserdurchlässen zwischen Zylinder und Kopf müssen neu. Du bekommst sie komplett.
Sie werden mit etwas zähem Fett eingesetzt und fixiert. Dabei schaut der Bördelring zum Zylinderkopf.

Die Sicherung an der Düsenhalterung soll verhindern, dass die Halterung beim Herausschrauben der Düse leichtfertig gelöst wird und zu neuem Wassereinbruch führt.
Sie hat mit der Düseneinstellung nichts zu tun.
Beim Montieren des fertigen Zylinderkopfes klebst Du den Eisenring mit etwas zähem Fett an seinen Sitz am Zylinder, damit er nicht verrutscht und beim Anschrauben verkantet und ruiniert wird.

Bevor Du Deinen Bulldog wieder startest, solltest Du unbedingt Öl und Wasser aus dem Kurbelgehäuse und das unten abgesetzte Wasser aus dem Ölbehälter ablassen.
Füll den Ölbehälter nur bis zur oberen Peilstabmarkierung, damit das Rücklauföl genügend Platz hat. Lies Dir bei der Gelegenheit auch die Anleitung für den Rücklauffilter durch.
Und bitte vergiß nicht, dass Dein Bulldog nach längerem Stiillstand als 4 Tagen mit Schmieröl vorgepumpt werden möchte.
Das ist leider nicht jedem Bulldog-Besitzer bewusst.

Gruß Oskar

[Rohoelzuender]

Hallo,

Oskar hat schon alles Wesentliche geschrieben. Einen Hinweis möchte ich noch anfügen. Achte bei der Demontage auch auf das Teil mit der Nummer 160310. Bei unserem Bulldog, der zeitlebens nie mit Frostschutzmittel betrieben wurde, ist dieses Teil stark korrodiert. Etwa die Häfte von seiner ehemaligen Wandstärke hat das Teil schon eingebußt. Wir haben es von einem erfahrenen ehemaligen Lanz Mechaniker beurteilen lassen und in Ermangelung eines neuen Teils dieses darauf hin wieder eingebaut. Man muss einfach von Zeit zu Zeit darauf achten, dass der Motor kein Wasser "ansaugt" bzw. darauf achten, dass beim Motorlauf keine Luftblasen im Kühler aufsteigen. Natürlich ist jetzt Frostschutzmittel im Wasser.

Gruß Gordon