Typenbestimmung, 10L Lanz Bulldog

[Gordon T.]

Hallo Bulldogfreunde,

ich habe den Beitrag zum Thema Typenbestimmung/Fahrgestellnummern gelesen und auch, dass es mitunter Verkaufslisten geben soll!?
Ich hätte eine Frage dazu, denn ich werde in Kürze einen 10 L / 45PS Bulldog erwerben; eine Ergänzung zu meinem D3500 (20 PS) von 1940.
Bei der Inaugenscheinnahme der Papiere des 45er sind mir Unstimmigkeiten aufgefallen, denn im DDR-Brief ist vermerkt, das es ein D2539, Bj. 1939 mit der Fahrgestell-/Motornummer 143560 ist. Die Daten wurden jedoch 1970 offiziell auf Bj. 1938 mit der Fahrgestellnummer 148302 und Motornummer 13302 geändert, was den Nummern am Bulldog entspricht. Was ist da nun passiert? Der alte Eigentümer meint es wäre ein D9511 (entspricht auch der Optik), der mal durch notwendige Reparatur nach dem Krieg einen Umbau erfahren hat. Gut, aber was ist er nun, wenn man das von den Fahrgestellnummern ableitet? Hat jemand Verkaufslisten, anhand derer man mit den Fahrgestellnummern die Geschichte nachvollziehen kann? Der Bulldog lief als Vehrkehrsbulldog zum Holztransport in einem Sägewerk.

Beste Grüße
Gordon

[Thomas Tisch]

Hallo,
Verkaufslisten oder Unterlagen von LANZ aus denen anhand der Schleppernummer der Typ zu ermitteln ist, die gibt es meines Wissens nicht. Es gibt vielleicht Verzeichnisse einzelner Händler über Fahrzeuge, die von ihnen verkauft wurden. Aber das wären Zufallsfunde. Ansonsten bleibt als untrüglicher Nachweis eigentlich nur der Originalbrief oder Rechnung. In neu ausgestellten Briefen, sei es heutige oder aus DDR Zeiten, finden sich die abenteuerlichsten Angaben. Falsche Baujahre sind da noch das wenigste.
Das Bj 39 für Nr 143560 ist sicherlich richtig. Bj 38 für Nr 148302 sicherlich falsch. Man sollte auch unterscheiden zwischen Bj und Tag der ersten Zulassung. Es ist durchaus möglich, daß Schlepper erst ein oder mehrere Jahre nach der Herstellung zum ersten mal zugelassen wurden. Dann steht das "falsche Bj" auch im originalen Brief. Und viele Schlepper waren ja nie zugelassen.
Die Gepflogenheiten in der DDR kenne ich nicht, aber es scheint, daß da ein anderer Schlepper auf einen vorhandenen Brief umgemünzt wurde. Wenn die Nummer 148302 auf dem Bulldog ist, also Typenschild, Kurbelwelle, Kurbelgehäuse, dann ist es wohl auch dieser Schlepper. Was für ein Typ das war bleibt wohl Spekulation, und daß es ein D9511 ist ein Wunschdenken. Dazu sollte er übrigens ein kleines Getriebe haben. Ich bin mir auch nicht sicher, ob 1939/40 noch D9511 gebaut wurden.

Grüße,

Thomas Tisch

[Gordon T.]

Lieber Thomas Tisch,

vielen Dank für die Antwort! Ich bin mir ziemlich sicher das es - wie im DDR-Brief angegeben kein langer Eiler ist; eindeutig ein 45PS/10L, jedoch den Merkmalen nach kein Ackerluft denn er besitzt eine gefederte Vorderachse, kein Steigrohr, 6 Gang und erreicht eine Geschwindigkeit von 25 km/h (max. 28). Ich weiß, dass das Sägewerk in den 40/50er Jahren insgesamt 3 große Bulldog besaß. Es könnte also sein, dass der DDR-Brief vom anderen Bulldog stammt und es dort - bewusst oder unbewusst - bei der Umschreibung zu Verwechslungen kam. Insofern kann das Bj. 39 mit der Nr. 148302 richtig sein. Ich werde weiterforschen.

Gruß Gordon

[Thomas Tisch]

Hallo,
Ackerluft mit Federachse gab es aber.
Grüße,
Thomas Tisch

[Gordon T.]

Hallo,

so jetzt habe ich mir vorgestern den Bulldog noch einmal näher angesehen. Er hat tatsächlich ein kleines Getriebe, große Schwungräder und Scheibenkupplung. Lt. Kurt Häfner wurden die D9511 genau bis 1939 gebaut; in diesem Jahr mit einer Modellauflage von nur 45 Maschinen. Jetzt versuche ich über die Archivunterlagen der alten Zulassunsgstelle (VP - Kreisamt) aus den 1950/70er Jahren noch mehr Informationen zu gewinnen.

Soweit der Stand

[gft]

Bei einem kleinen Getriebe währ sicherlich interessant ob ein 35èr oder ein 45èr oder gar ein 38èr Motor davor ist,...
Dies dürfte technisch an der Kurbelwelle und der Enddrehzahl auszumachen sein, wobei die Enddrehzahl nicht mehr den Werkeinstellungen entsprechen muss, also wenig aussagt!
Der Blick unter den Ansaugkasten bringt viel Sicherheit, ob eine 90èr oder 100èr Welle, oder innenliegende Gewichte zu finden sind,...
Grüße, Dieter

[Gordon T.]

Hallo,

lt. DDR-Brief (1970) soll er ein 38 PS Motor mit einer Drehzahl von 750 U/min haben. Mit Bj. 1939 ist er auf dem Typenschild mit Höchstleistung 45 PS angegeben (auf keine Fall ein 35er).

Grüße

[Thomas Tisch]

Hallo,
mal einfach die Ersatzteillisten bemühen. Gibt es ja schliesslich auch als Nachdruck. 38er gab es nur bis 1936. Gewichte auf der Kurbelwelle auch. 100er Welle nur auf den 55ern. Der Unterschied zwischen 35 und 45 sind nur die Reglergewichte und Federn. Da anzunehmen, daß die nach 80Jahren noch die originalen sind und Rückschlüsse zu ziehen, ist schon optimistisch. 750U/min stimmen weder für 38 noch 45PS. Wenn das schon falsch angegeben ist, dann sollte man alle weiteren Angaben im Brief mit Vorsicht geniessen.
Grüße,

Thomas Tisch