Pendelanlasser für Lanz Bulldog

[Rohölzünder]

Hallo,

Nach der Lektüre der neuen Ausgabe von Oldtimer Traktor, insbesondere eines bestimmten Leserbriefes, würde ich gerne mal tiefer in die Materie einsteigen und das mit anderen Insidern versuchen zu klären.

Es geht um das Jahr und den Bulldogtyp, wo der von Bosch und Lanz zusammen entwickelte Pendelanlasser erstmals in einem Bulldog erhältlich war. Ob nun als Sonderausstattung oder serienmäßig.

Meine Meinung:

Der Pendelanlasser war erstmals erhältlich für den HR9 55PS Eilbulldog. Zweite Jahreshälfte 1937. Höchstwahrscheinlich sogar schon serienmäßig.


Andere Meinungen?

Gruß Gordon

[Thomas Tisch]

Kann man da nicht einfach in den entsprechenden Ersatzteillisten nachschauen?

Beste Grüße,

Thomas Tisch

[Rohölzünder]

Hallo,

Thomas, gute Idee. Nur dazu müßte man schon die entsprechenden Unterlagen haben, angefangen vom HR2 Großbulldog, ET- Liste Ausgabe 1929. Es gibt denke ich nur wenige die alle Listen zwischen 1929 bis 1937 haben. Aber wenn jeder mal in seine ET-Listen schaut, bekommen wir das Rätsel vielleicht so pö a pö geregelt. Ich selbst habe von Glühkopfbulldogs beispielsweise gar keine ET- oder BA- Listen.

Meine Vermutung stützt sich auf vorhandene Fachliteratur.

Ein anderer Punkt den ich oben nicht erwähnt habe ist der, dass die HR2 Glühkopfbulldogs Ende der 20´er Jahre schon auf Wunsch mit einer Anlaßzündung für Benzinstart geliefert werden konnten. Mit anderen Worten, der Glühkopf mußte dann zum Starten nicht mehr vorgeheizt werden.

Da sind wir uns doch einig?!

Also wer entsprechende Fachliteratur hat und einen Pendelanlasser zwischen 1929 und 1937 entdeckt, bitte mal hier eintragen. Lasse mich sehr gerne eines besseren belehren.

Vielen Dank für die Mühe

Gruß Gordon

[Hoopi]

Moin!!

Ich habe eine ETL Ausgabe Oktober 1937 für D8500 bis D9539.
Dort gibt es die komplette Ausrüstung für Benzinstart,aber noch keinen
Anlasser.

Grüße

Hoopi

[rüro]

Hallo,

der Anlasseranbau erfordert ein entsprechendes Kurbelgehäuse, ob nun für den serienmässigen Anbau (Eilbulldog Typ HR9) oder nachträglich angebaut bzw nachgerüstet. Bei den Vorkriegsbulldogs der Typen HR7 und HR8 kam immer ein Durchdrehstarter zu Verwendung, allerdigs erst ab Ende 1937/Anfang 1938 möglich, da die älteren Kurbelgehäuse definitiv nicht die Aufnahmemöglichkeit bzw. Nachrüstmöglichkeit für einen Anlasser hatten. Die Änderung liegt im Bereich der 137-138 tausender Fahrgestellnummern bei den HR7 und HR8. Dieser Zeitraum ist in etwa deckungsgleich mit dem Erscheinen des HR9, der diese Kurbelgehäuse mit Anlasserausrüstung serienmässig hatte. Fortan wurden anscheinend nur noch die Kurbelgehäuse für Anlasserausrüstung bzw Nachrüstmöglichkeit des Durchdrehstarters gefertigt.

M.E. kamen die ersten Bulldogs mit Pendelstarter Ausrüstung bei den HR7 und HR8 im Jahre 1951 (etwas 650 tausernder Fahrgestellnummer), wobei dieses Kurbelgehäuse wieder gegenüber der vorherigen Version geändert wurde. Der Durchdrehstarter konnte nicht gegen den Pendelstarter an ein und dem gleichen Gehäuse getauscht werden. Bei den HR9 wurde von Nr. 150001 (Bj. Ende 1937/Anfang 1938) bis 152768 der Durchdrehstarter Bosch BNG 4/24 CRS177 verbaut. Erst ab Nr. 152769 (Baujahr müsste ebenfalls 1951 zu dieser Nr. sein, also wie bei den HR7 und HR8 um die Nr. 650 tausend) bis 152803 dagegen der Pendelstarter Bosch AL/PJ 1,5/12 A1 bzw verbessert durch den AL/PJD 1,5/12/2, ersterer wahrscheinlich mit von Hand betätigtem Einrücken des Starterritzels, späterer der vollautomatische wie auch an den letzten Glühkopf bzw. Halb- und VD verbaut.

Bei nur einem HR7 ist mir bisher bekannt, dass dieser zweifelsfrei serienmässig mit dem Durchdrehstarter ausgerüstet war, es ist ein D8538er 35 PS Eilbulldog mit 138xxx Seriennummer (Bj. 1938), sonst nur bei den HR9 bekannt. Bei den HR7 und HR8 Ackerluftbulldogs gibt es hingegen einige Modelle, die Anlasserausrüstung haben, dann aber immer mit dem Pendelstarter und Bj. ab 1951.

Viele Grüsse rüro

[Rohölzünder]

Hallo Rüro,

Vielen Dank für die ausführliche Beschreibung. Finde es interessant das es zunächst einen Durchdrehstarter gegeben und es wohl auch funktioniert hat. Wie schon mal geschrieben. Bei unserem D1706 hängt ab und zu mal ein Relais, der Anlasser dreht den Motor dann voll durch, glücklicherweise in die richtige Drehrichtung, und springt damit sehr gut an. Da fragt man sich schon, warum Lanz dann diesen technischen"Rückschritt" zum Pendelanlasser gewagt hat. Aber vermutlich kann man den Motor des 17 `ers auch nicht wirklich mit dem eines großen Glühkopfs vergleichen, wo ganz andere Kräfte auftreten, wenn der Anlasser die enormen Schwungmassen in Fahrt bringen muß. Ganz abgesehen davon das man weniger Energie von Seiten der Batterie benötigt, als wenn der Anlasser den Motor über OT drehen muß.

Ich hätte da noch einige Fragen:

Wie wird der Durchdrehstarter beim HR9 bzw. bei den HR7/8 Modellen betätigt? Habe mal was von einem Fußschalter gelesen...

Der erste Pendelanlasser wurde also von Hand eingerückt. Das kenne ich vom D5506 Allzweck- Bauernbulldog. Mußte man bei den HR 7/8/9- Modellen dazu absteigen oder wurden die auch vom Fahrersitz aus betätigt?


Auf einem Treffen habe ich mal einen Ackerluftbulldog gesehen der zwar auch einen Anlasser hatte, der wurde aber nicht vom Fahrersitz aus betätigt sondern der Fahrer öffnete hierzu auf der rechten Bulldogseite eine kleine Tür (im Prinzip direkt über dem Klappenventil zum Kurbelgehäuse) zwischen Armaturenwand und Kraftstoffbehälter und betätigte dann den Anlasser. Welche Ausführung ist das? Oder wurden die Glühkopfbulldogs mit Druckknopf- Pendelstarter generell so gestartet und nicht vom Fahrersitz aus?

Schon jetzt Danke für die Antwort

Gruß Gordon

[Mario]

Wie wird der Durchdrehstarter beim HR9 bzw. bei den HR7/8 Modellen betätigt? Habe mal was von einem Fußschalter gelesen...

Bei dem von Rüdiger erwähnten 35er Eiler wird der Anlasser in der Tat über einen Fußschalter betätigt, der in der Bordwand untergebracht ist. Die mir bekannten HR9 mit Durchdrehstarter verfügen dagegen über Drucktaster im Armaturenbrett.

Gruß Mario

[rüro]

Hallo,

wie Mario es schon schreibt, die HR7/HR8 mit Durchdrehstarter hatten den Druckschalter für die Anlasserbetätigung zentral in der Amaturenwand (Betätigung per Fuß), der Druckschalter war gleichzeitig auch Umschalter für die 12/24-Voltanlage (Durchdrehstarter hatte 24 Volt, Fahrzeugelektrik aber 12 Volt). Bei den HR9 war er in der Bodenplatte neben dem Schalthebel angeordnet, zumindest bei den älteren Exemplaren vor Bj. 1940.

Der Pendelstarter wurde mit 12 Volt betrieben. Die ersten Ausführungen (wie an den HR7/HR8 und D5506 evtl. auch an den ersten mit Anlasser ausgerüsteten D7506 ??) wurden von Hand eingerückt, später dann der vollautomatische Anlasser. Bei den HR7/HR8 kenne ich das mit dem von Hand Einrücken nur so, dass der Anlasser über eine Stange vom Fahrerstand aus betätigt werden musste, also kein Absteigen etc. nötig wie du vermutest, Gordon. Wie das beim HR9 genau ist? Immergin hat es nur 34 Exemplare gegeben, die mit dem Pendelstarter geliefert wurden. Bei den beiden Exepmlaren davon, die ich kenne, ist der vollautomatische Anlasser verbaut. Wie auch bei den anderen Nachkrieg-Glühköpfen und den späteren Halb- und Volldieseln wird er über einen normalen Drucktaser betätigt.

Folgend die Verschleißteilliste von Bosch für die HR9 Modelle vom 1.10.1952, u.a. zum Anlasser
[img:1690:1268]http://www.lanz-exclusiv.de/f3.jpg[/img]

Viele Grüsse Rüdiger

[Kopernikus]

@ Gordon:

Die Lösung mit dem Druckknopf hinter der Klappe für die Heizlampe ist eine Eigenkonstruktion. Original war der Druckknopf für den Pendelstarter mit Magnetschalter in der Armaturenwand. Der war erst aktiviert, wenn man vorher den Summerschalter eingeschaltet hat.
Die o.g. Lösung hat sich so ergeben, damit man während des Pendelns mit dem Pumpenhebel vorpumpen kann. Das ist beim Glühkopf ansonsten nicht möglich, es sei denn man ist zu zweit. Einer betätigt den Knopf und der andere pumpt. Habe schonmal einen Argentinienbulldog gehabt, dort hat sich der Vorbesitzer den Vorpumphebel so umgebaut, dass er ein Seil daran befestigen konnte um während des Startens vom Sitz aus vorpumpen zu können :idea:
Interessant ist, das fast alle 45PS Glühkopfbulldogs mit dem mechanisch einzurückenden Pendelanlasser nach Argentinien geliefert worden sind.Das Baujahr der Bulldogs ist allengemeinsam 1952 (Fgst.Nr. 652.../653...)
Beim Pampa war auch immer der Pendelstartereinbau vorbereitet (Zahnkranz am Schwungrad, Aufnahme im KH).Leider habe ich noch keinen PAMPA mit originalem Anlasser gesehen. Wäre interessant was dort zum Einbau gekommen ist.

[Rohölzünder]

Hallo,

Das ist schon interessant. Nun aber noch mal eine Frage zur Spannung der Anlasser. Waren die Durchdrehstarter immer 24 Volt Anlasser und die Pendelstarter immer 12 Volt oder gab es da auch wieder zwischenzeitliche Änderungen in Abhängigkeit von Bulldogtyp und Baujahr?

Wo wurde/en die Batterie/ Batterien bei den einzelnen Modellen jeweils untergebracht?

Gruß Gordon

[ursus.nl]

Hier gibt es bilder von ein Pendelanlasser fur glühkopf motoren montiert auf den Lanz aus ein Sonderdruck aus der Zeitschrif "Die Techniek in der Landwirtschaft",22.Jahrg.(1941) Heft 6 Seite 103 / 106
M.F.G.
Gerard
P.S.Pendelanlasser fur glühkopf motoren gibt es nur in 12 volt ,nach meinen wissen.
http://www.flickr.com/photo_settings.gne?id=408917005&photos_url=%2Fphotos%2F7255720%40N08%2F

[ursus.nl]

Kann sein das Ich ein feler mit der URL gemacht had,entschuldigung.
http://www.flickr.com/photos/7255720@N08/#photo408917005
M.F.G.
Gerard