von Norman » 13.11.2006, 11:05
Hallo,
da mich Rüdiger so ins Spiel bringt, will ich ein paar allgemeine Angaben zu dem Thema besteuern. Es ist sowohl von der nutzfahrzeug- als auch von der militärtechnischen Seite schlecht beleuchtet worden. Eindeutig ein Randthema. In meinem Aufsatz im aktuellen Traktoren Jahrbuch (Verlag Podszun), dreht es sich schwerpunktmässig um den langen 5-Gang Wehrmachts-Bulldog. Nur ihn hat es m.M. nach in einer speziellen, auf die Anforderungen der Wehrmacht zugeschnittenen (angepassten) Ausführung gegeben. Das belegen Kraftfahrdienstvorschriften und wohl am besten die ETL aus Mannheim. 1506! hat hier recht das dieser Typ mit Auspuff nach oben und 28 Zoll Ackerbereifung ausgeliefert wurde. Daneben gab es weitere Modifikationen (Getriebe, Blech etc), man kann das ja im genannten Buch nachlesen. Bei den kurzen Eil-Bulldogs und um so einen dreht es sich hier ja, gab es meines Wissens keine speziellen konstruktiven Änderungen. Natürlich die von Rüdiger erwähnten Halterungen für Beleuchtung etc ausgenommen. Auch die für den HR9 geltenden Merkmale (ab 1940) wie Auspuff nach oben und 28Zoll Bereifung treffen nicht (immer) zu. Gerade auf Flugplätzen (WL-Kennzeichen) liefen die Bulldogs meist mit Auspuff nach unten, auch mit 24“ Solo- oder Zwillings-Strassenbereifung. Ich habe in meinem Archiv eine Anzahl Fotos die das belegen. Leider ist mir gerade beim Durchblättern des Jahrbuchs aufgefallen, dass ich nur Bilder von kurzen Eilern mit Auspuff nach oben in den Artikel eingebaut habe. (bis auf den D9539 von Seite 71, welcher aber vermutlich eine ehemals zivile Maschine war und den D7531 von Seite 80, welcher aber ohnehin einen seltenen Sonderfall darstellt, nicht nur in seiner abgebildeten misslichen Situation) Das ist bedauerlich, denn wie gesagt Bulldogs mit Auspuff nach unten, hat es auch schon vor dem Krieg regulär beim Militär gegeben. Ab dem Nachschubdesaster von 41 hat man bekanntlich fast jede greifbare Maschine eingezogen. Da tauchen dann auch Ackerluft-Bulldogs oder schnelle Typen mit Fahrerhäusern bei der Truppe auf. Die „Linie“ war sozusagen weg. Auch diverse Umbauten bei der Truppe lassen keine pauschalen Aussagen mehr zu. Einen echten, ursprünglichen Reichswehr- oder ab 1936 Wehrmachts-Bulldog kann man aber immer am typischen Segeltuch-Verdeck erkennen.(siehe Fotos im Buch, weiss leider nicht wie man hier Bilder hochladen kann) Es unterscheidet sich doch deutlich vom „Bauerndach“ oder den Cabrioverdecken. Letztere waren durch die eingeschränkte Sicht nach oben (Flieger!) nicht akzeptabel. Die Militärverdecke haben umlaufend nur eine „Krempe“ die nach hinten mit einem Sichtfenster versehen ist. Ausnahme: Bulldogs welche schon vor dem Krieg als Flugplatzschlepper gedient haben. Die liefen oben ohne. Trotz der Umbauten bei Dornrößchen kann das mal ein Militär-Verdeck gewesen sein. Zur Farbe: bis Anfang 1943 waren die Wehrmachtsfahrzeuge grau, von dem "Afrika-Abenteuer" und einigen Russlandsonderfällen mal abgesehen. Gerne benutzen Autoren, die zu diesem Thema publizieren die Bezeichnung „Panzergrau“. Ich kann nicht sagen wie authentisch der Begriff ist. Er läßt sich, ähnlich wie der Bulldogfarbton, keinem RAL-Ton genau zuordnen. Heutige Restauratoren von Militärkrädern etc nutzen RAL 7016 und liegen damit ganz dicht an unserer favorisierten Kriegs- bzw Vorkriegs-Bulldog-Farbe. Meiner persönlichen (und dienstlichen) Meinung nach, ist in dem Farbspektrum des orig Bulldogfarbtons, etwa unterm Tank(sehr gut, da UV geschützt) ein Anteil blau vorhanden, wodurch sich der Farbton von panzergrau unterscheidet. Durchaus möglich das Dornrößchen einstmals bei der Truppe nachgestrichen worden ist. Ich denke da etwa an den Jahreszeitenwechsel, Stichwort Wintertarnanstrich. Deren Kalk hat die ursprüngliche Farbe sehr angegriffen. Vermutlich sind die Wehrmachts-Bulldogs aber schon in panzergrau aus den Mannheimer Hallen gerollt. Möglicherweise hat man die Fahrzeuge vor der Auslieferung komplett von außen eingenebelt resp überlackiert?
Bleibt mir nur den Brüdern Rombach zu dem Fund zu gratulieren und dem neuen Besitzer ein Händchen für die vorsichtige Restauration zu wünschen. Wäre schön wenn das wachgeküsste Dornrößchen anschliessend auch auf dem ein oder anderen Treffen ausgestellt und bewegt wird
Beste Grüsse
Norman
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Norman am 13.11.2006, 22:04, insgesamt 1-mal geändert.